Gerichtsakten auf einem Tisch

Nordrhein-Westfalen Prozess um gekaufte Uni-Noten: Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt

Stand: 20.05.2025 14:31 Uhr

Im Prozess um gekaufte Prüfungsnoten an der Uni Duisburg-Essen hat das Landgericht Essen beide Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt.

Von Thomas Becker

Eine ehemalige Sachbearbeiterin im Prüfungsamt der Uni muss für 3 Jahre und 9 Monate in Haft. Jahrelang hatte die 42-Jährige Studierenden gegen Bezahlung bessere Noten verschafft. Sie war dafür zuständig, Prüfungsergebnisse im Bereich Wirtschaftswissenschaften ins IT-System der Uni zu übertragen.

Was sie dort hineinschrieb, wurde nicht weiter kontrolliert. Die Lehrenden bekamen die manipulierten Noten nicht mehr zu Gesicht. Ein guter Bekannter der Sachbearbeiterin, in der Uni als Tutor tätig, hatte den Kontakt zu den Studierenden und sammelte die Bestechungsgelder bei ihnen ein. Der 39-jährige Familienvater wurde zu 3 Jahren Haft verurteilt.

"Vertrauen in das Prüfungsverfahren erschüttert"

Laut Urteil hat das Duo in knapp vier Jahren mehr als 90.000 Euro kassiert. Dafür haben mindestens 35 Studierende ihre Prüfungen oder gleich das ganze Examen bestanden. Anfangs kostete das Bestehen einer Klausur 400 Euro, das steigerte sich im Lauf der Zeit auf 900 Euro. Sollte nur die Note etwas aufgebessert werde, waren 50 Euro fällig.

Erst durch einen anonymen Hinweis kamen die Täuschungen 2021 ans Licht. Im Prozess hatten beide Angeklagte auf Bewährungsstrafen gehofft, Zerknirscht, teilweise unter Tränen legte sie Geständnisse ab. Doch die Wirtschaftsstrafkammer sah dafür keinen Spielraum. Durch die Taten sei das Vertrauen der Öffentlichkeit in ein staatliches Prüfungsverfahren erschüttert worden, sagte die Vorsitzende Richterin.

Harte Konsequenzen für Studierende

Die Studierenden, die durch Bestechung ihre Prüfungen geschafft haben, hatten nur vorübergehend Freude daran. Wie die Uni Duisburg-Essen dem WDR bestätigte, hat sie sämtliche manipulierten Noten zurückgenommen und Abschlüsse, die durch Täuschung erzielt wurden, wieder aberkannt.

Zahlreiche Studierende haben dagegen vor dem Verwaltungsgericht geklagt, soweit die Verfahren abgeschlossen sind, bisher alle ohne Erfolg. Strafrechtlich wurden die Studierenden zu Geldstrafen in Höhe von 300 bis 400 Tagessätzen oder zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Uni: Wiederholung ausgeschlossen

Die Uni Duisburg-Essen hat Täuschungen bei der Noteneingabe inzwischen einen Riegel vorgeschoben. Man habe auch an anderen Fachbereichen intensiv nach Manipulationen geforscht, sagte eine Sprecherin schon vor drei Jahren.

Es habe keine weiteren Abweichungen gegeben. Zudem sei das Prüfverfahren geändert worden. Niemand könne mehr eine Note nachträglich ändern, ohne dass der Dozent davon erfährt. Es sei ausgeschlossen, dass sich so ein Fall wiederhole.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Landgericht Essen
  • Universität Duisburg-Essen

Über dieses Thema berichten wir am 20.05.2025 auch im Radio, auf WDR2 in der Lokalzeit Rhein/Ruhr.