
Nordrhein-Westfalen Klinikum Bethel: Spitzenreiter bei Organspenden in NRW
Das Klinikum Bethel in Bielefeld hat 2024 die meisten Organspenden in NRW durchgeführt. Warum die Gesamtzahlen trotzdem sinken.
Von 15 Verstorbenen, bei denen eine Zustimmung vorlag, hat das Evangelische Klinikum Bethel in Bielefeld 55 Organe wie Herz, Lunge, Nieren oder Leber entnommen. Das sei erfreulich, sagt der Betheler Transplantationsbeauftragte Dr. Friedhelm Bach. "Es ist davon auszugehen, dass somit auch 55 Menschen jetzt ein besseres Leben führen können als vorher oder ihnen sogar das Leben gerettet wurde."
Geringe Organspende-Bereitschaft in Deutschland
Dennoch gebe es zu wenig Organspender, so Bach. In Deutschland würden pro eine Million Menschen jährlich gerade mal rund zehn nach ihrem Tod ihre Organe zur Verfügung stellen.
"Spanien liegt bei rund 50 Spendern pro eine Million. Das zeigt das Dilemma, in dem wir stehen. Dass wir in Deutschland zu wenig Organspenden realisieren, um auch den Patienten auf den Wartelisten, die dringend auf ein Spenderorgan warten, entscheidend helfen zu können", erklärt Bach.

Das Evangelische Klinikum Bethel ist Spitzenreiter bei Organspenden in NRW.
Auch in Österreich, Kroatien oder Irland gibt es mehr Bereitschaft zur Organspende. In Deutschland spendeten 2024 laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) 953 Menschen nach ihrem Tod 2.854 Organe. In diesem Jahr stieg das im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch etwas an. Doch mehr als 8.000 Menschen warten dringend auf ein Spenderorgan.
NRW im bundesweiten Vergleich am unteren Rand der Skala
NRW ist bundesweit sogar am unteren Ende der Skala. Mit 9,3 Spendern pro Million Einwohner liegt das Bundesland laut DSO unter dem Bundesdurchschnitt von 11,4. Von 168 Spenderinnen und Spendern wurden 495 Organe gespendet.
Bisher gilt in Deutschland die Zustimmungslösung. Nur wer zu Lebzeiten einer Organspende klar zustimmt, dem werden auch Organe entnommen. Das kann per Ausweis oder digital über über ein Organspende-Register geschehen.
"Es braucht eine klare persönliche Entscheidung zur Organspende – und vor allem deren Dokumentation", erklärt Dirk Ruiss, Leiter des Verbands der Ersatzkassen in NRW. "Denn im Ernstfall hilft ein dokumentierter Wille, unnötige Unsicherheiten bei Angehörigen zu vermeiden – und kann Leben retten."
"Haben Sie Mut diese Entscheidung selbst zu treffen"
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe fordert dringend auf, sich für diesen Weg zu entscheiden. "Haben Sie Mut diese Entscheidung selbst zu treffen", sagt Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle. Man solle das nicht den Angehörigen überlassen und frühzeitig auch mit Hausärztin oder Hausarzt darüber sprechen.
Auch ist die Kammer für eine Widerspruchslösung, wie es sie in vielen europäischen Ländern gibt.
Jeder sinnvolle Weg, die Spenderzahlen zu steigern, muss gegangen werden, um das Leid der Wartenden zu lindern. Deshalb brauchen wir die Widerspruchslösung
Dr. Hans-Albert Gehle
Ärztepräsident: "Starkes Signal der Solidarität"
Auch die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, die Thüringer Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD), sprach sich jüngst in der Ärzte Zeitung für die Widerspruchslösung aus. Und aus Sicht des Ärztekammerpräsidenten Klaus Reinhardt würde diese Lösung "ein starkes Signal der Solidarität senden."
Das unterstützt auch der Transplantationsbeauftragte des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld, Friedhelm Bach. Nach seinem Tod ein Organ zu spenden, müsse selbstverständlicher werden. Die Politik sollte die Rahmenbedingungen unbedingt verbessern.
Unsere Quellen:
- Evangelisches Klinikum Bethel in Bielefeld
- Verbands der Ersatzkassen in NRW
- Ärztekammer Westfalen-Lippe
- Deutscher Stiftung Organtransplantation
- Ärzte Zeitung, 6.6.25