Frau sitzt mit ihren Hunden auf der Bank und kühlt ihre Füße im Brunnen

Nordrhein-Westfalen Hitze-Check der Umwelthilfe: Wie betroffen sind NRW-Städte von Hitze?

Stand: 12.06.2025 16:17 Uhr

Mehr als zwölf Millionen Menschen sind in deutschen Städten von extremer Hitze betroffen. NRW kommt beim Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) aber vergleichsweise gut weg.

Für Freitag haben Meteorologen den bis dato heißesten Tag des Jahres angekündigt. Fast zur gleichen Zeit hat die Umwelthilfe am Donnerstag ihren zweiten bundesweiten Hitze-Check vorgestellt. Vor allem in Städten ist die Hitze-Belastung in den Sommermonaten hoch. Von 190 untersuchten Städten hat die DUH 31 eine Rote Karte erteilt. Keine dieser besonders hoch belasteten Städte liegt in Nordrhein-Westfalen.

Die Hitze kommt | WDR Aktuell

Euskirchen ist die am stärksten von Hitze betroffene NRW-Stadt

Mannheim, Ludwigshafen am Rhein und Worms heißen die am stärksten betroffenen Städte, wo hohe Temperaturen, eine enorme Versiegelung von Flächen und zu wenig kühlendes Grün die Menschen ins Schwitzen bringen. In NRW steht Euskirchen vor der Millionen-Stadt Köln und Pulheim am negativen Ende der Hitze-Liste.

Berechnungsgrundlage für den Hitze-Check ist die Mittagszeit der Monate Juni und August in den Jahren 2019 bis 2024. Euskirchen kommt in diesen Zeiten auf eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von 34,99 Grad Celsius. Für ein Spiegel-Ei deutlich zu wenig, aber für viele Menschen trotzdem unangenehm heiß.

Unser Hitze-Check ist ein Alarmsignal und sollte ein Weckruf für Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sein.

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH

Für ihr Ranking hat die DUH einen Hitzebetroffenheitsindex (HBI) ermittelt, der sich zu gleichen Teilen aus vier Faktoren zusammensetzt: durchschnittliche Temperatur in den Sommermonaten, Versiegelung, Grünvolumen und die Bevölkerungsdichte.

Der Index basiert unter anderem auf der Auswertung von Satellitendaten, Bevölkerungsdaten aus dem Zensus von 2022 und der jährlichen erhobenen amtlichen Flächenstatistik. Rote Karten gab es bei einem HBI von 16,16, den Euskirchen (16,06) knapp verfehlt. Somit steht die Hitze-Ampel für die rund 60.000 Euskirchener auf Orange.

Hitzebetroffenheitsindex: 19 NRW-Städte im grünen Bereich

Besser haben es die Einwohner von 19 NRW-Städten im grünen Bereich - damit stellt das bevölkerungsreichste Bundesland den Großteil der 28 deutschen Städte mit eher moderater Hitzebetroffenheit. Hattingen hat dabei mit einer Temperatur von 30,52 Grad, einer Versiegelung unter 40 Prozent und einem Grünflächenanteil von fast fünf Kubikmetern pro Quadratmeter am ehesten das Potenzial zu einer Art "Wohlfühl-Oase". Das entspricht einem HBI von 11,99, dem im Land Gummersbach (12,32) und Witten (12,60) noch am nächsten kommen.

Mittlerweile trifft die Hitze-Belastung viele Städte nicht mehr unvorbereitet. So fördert etwa Hattingen die energetische Sanierung von Häusern und bemüht sich um den Ausbau des Radwegenetzes. Dachbegrünungen wurden mit einem Förderprogramm unterstützt und es gibt eine Hattinger Klimaschutzmanagerin, die den grünen Umbau der Stadt vorantreibt.

Auch in Duisburg, wo die DUH-Ampel auf Orange steht, will man die Hitze eindämmen. Dort startete am Dienstag die Begrünung der "Hitzeinsel" Portsmouthplatz mit 20 neuen, klimaresistenten Bäumen.

Die mit rund 630.000 Einwohnern zweitgrößte NRW-Stadt Düsseldorf hat Mitte Mai ihren 25. Trinkbrunnen eröffnet. Die Brunnen sollen im Sommer eine Erfrischung für die Bürger bereit halten und gleichzeitig Grünflächen und Grundwasser zugute kommen. Fünf weitere sind nach Stadtangaben für dieses Jahr geplant: "Perspektivisch sollen in Düsseldorf sogar insgesamt 60 Trinkbrunnen installiert werden", so Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral.

Hitze-Check ist ein Alarmsignal - 3.000 Hitzetote jährlich

Aber auch dort, wo die DUH-Ampel wie für die rund 55.000 Hattinger noch auf Grün steht, will Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz das nicht als Entwarnung missverstanden wissen. Der Hitze-Check der Umwelthilfe sei ein Alarmsignal: "Von den 34 Millionen Menschen in den untersuchten Städten sind 32 Millionen von mittleren und extremen Hitzebelastungen betroffen. Rund 3.000 Menschen sterben hierzulande jedes Jahr an den Folgen extremer Hitze."

Bäume als "Game Changer"

Die Deutsche Umwelthilfe fordert darum "verbindliche Mindestgrünanteile auf jedem Grundstück, Gebäude und im öffentlichen Raum", sagt Metz. Zudem bräuchten die Kommunen finanzielle Unterstützung, um die Städte für die Gesundheit der Bevölkerung zu begrünen.

"Grün in den Städten ist für die Gesundheit der Menschen kein 'Nice to have', sondern essentiell und braucht die gleiche politische Priorisierung wie Wohnungsbau und jede andere Infrastruktur", so die DUH.

Bäume - also "Grün" - sind durch den Schatten, den sie spenden, und ihre Verdunstungskühle auch in den Augen von WDR-Meteorologe Jürgen Vogt ein "Game Changer": "Denn jeder Quadratmeter Asphalt oder Beton, der sich nicht in direkter Sonneneinstrahlung aufheizt, sorgt für mehr Kühle. Schatten ist da A und O, wenn's um frische Luft geht."

Bäume sind durch den Schatten und die Verdunstungskühle der Game-Changer.

WDR-Meteorologe Jürgen Vogt

Das NRW-Bauministerium verweist auf WDR-Anfrage auf die Landesbauordnung. Dort seien entsprechende Regelungen "bereits umgesetzt", so ein Sprecher. Wie Land und Städte in NRW auf den Hitze-Check reagieren und was sie zum Schutz vor Hitze planen, haben wir hier ausführlich aufgeschrieben:

Unsere Quellen:

  • Hitze-Check der Deutsche Umwelthilfe
  • WDR-Wetterredaktion
  • Statistisches Landesamt
  • Stadt Düsseldorf
  • Nachrichtenagentur dpa