
Nordrhein-Westfalen Das steckt hinter dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran
Der Angriff von Israel auf den Iran bewegt die Welt. Worum es geht und wo der Konflikt wurzelt: Wir klären die wichtigsten Fragen.
Israels Angriff auf den Iran versetzt die Weltöffentlichkeit in Sorge. Was genau ist da gerade los? Wo hat der Konflikt seinen Ursprung? Und wie geht es nun weiter? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Wo genau im Iran hat Israel angegriffen?
In der Nacht auf Freitag flog Israel einen Großangriff im Iran mit etwa 200 Kampf-Flugzeugen. Ziel waren laut israelischen Angaben Militär-Einrichtungen und Atomanlagen, Bilder aus dem Iran zeigen allerdings auch Zerstörungen in zivilen Gegenden und an Wohnhäusern. Außerdem wurden nach Medienberichten auch verdeckte Sabotageakte im Land ausgeführt.
Über die Anzahl der Opfer gibt es noch keine genauen Angaben. Berichten zufolge sind mindestens sechs iranische Nuklear-Wissenschaftler getötet worden. Auch der Kommandeur der Revolutionsgarde, Hossein Salami, sowie Generalstabschef Mohammad Bagheri sind iranischen Staatsmedien zufolge tot. Israelischen Angaben zufolge wurde bei dem Angriff ein großer Teil der Führung der islamischen Revolutionsgarde getötet. Die in der Elite-Einheit für die Luftwaffe zuständige Führungsebene sei eliminiert worden, teilt der israelische Verteidigungsminister Katz mit.

Zerstörungen im Iran nach israelischem Angriff
Der großangelegte Schlag sei jahrelang vorbereitet worden, schrieben mehrere israelische Medien unter Berufung auf eine Quelle bei den Sicherheitskräften des Landes. Israels Regierung bezeichnete den Angriff als Präventivmaßnahme, um einem möglichen Atomangriff Irans zuvorzukommen. Beobachter sehen die Luftschläge am Morgen als Beginn einer längeren militärischen Aktion Israels.
Wie sieht Irans Reaktion aus?
Die Führung in Teheran sprach von einer "Kriegserklärung", Präsident Massud Peseschkian kündigt eine legitime und mächtige Antwort an, "die Israel seine törichte Aktion bedauern lassen wird". Bereits am Morgen hatte Israel rund 100 Drohnenangriffe aus dem Iran gemeldet, am Mittag sollen weitere Drohnen abgefeuert worden sein.
Israel Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte die Bevölkerung seines Landes, dass die Menschen möglicherweise längere Zeit in Schutzräumen verbringen müssten. Sie sollten sich nach den Vorgaben des Militärs richten.
Welche Rolle spielen die USA in dem Konflikt?
Eigentlich war geplant, dass sich der US-Gesandte Steve Witkoff am Wochenende mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi trifft, um über das Atomprogramm des Landes zu verhandeln. Doch eine diplomatische Lösung sei nach dem Angriff sehr schwierig, sagt beispielsweise der Politologe und Iran-Experte Cornelius Adebahr. Er sieht ein "großes Zerwürfnis" zwischen Israel und den USA.

Donald Trump: Angriffe waren "exzellent"
US-Präsident Donald Trump drängte am Freitag die iranische Führung zum Abschluss eines neuen Atomabkommens. "Es hat bereits großen Tod und große Zerstörung gegeben, aber es ist noch Zeit, dieses Gemetzel zu beenden, wobei die nächsten Angriffe noch brutaler sein werden und bereits geplant sind", schrieb er auf seinem Kurznachrichtendienst. Im US-Fernsehen bezeichnete er die Angriffe als "exzellent".
Woher rührt die Feindschaft zwischen Israel und Iran?
Bis in die 70er Jahre hinein hatten Israel und Iran ein normales Verhältnis. Unter der Herrschaft von Schah Mohammad Reza Pahlavi arbeitete der Iran auf manchen Gebieten eng mit Israel zusammen, etwa in der Landwirtschaft, der Infrastruktur oder bei der Ausbildung von Sicherheitskräften.
Das änderte sich mit der iranischen Revolution 1979. Die islamistische Führung in Teheran erkannte das Existenzrecht Israels nicht länger an, der Kampf gegen Israel wurde zur iranischen Staatsdoktrin. Unter Ayatollah Khomeini strebte das mehrheitlich muslimische Land nach einer Vormachtstellung in der Region, eine Politik, die von seinen Nachfolgern fortgeführt wurde.
Die permanente Konfrontation mit dem "Feindbild Israel" kann auch als Brücke des überwiegend schiitischen Irans zu seinen sunnitischen Nachbarn verstanden werden. Für den Iran sei die Forderung nach der Zerstörung Israels extrem wichtig, um mit anderen Ländern und Gruppierungen im Nahen Osten und darüber hinaus Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, sagte der israelische Islamwissenschaftler Simon Wolfgang Fuchs.
Wie ist Iran in der Region vernetzt?
Der Iran hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ein Netzwerk militanter Gruppen aufgebaut, das er als "Achse des Widerstands" bezeichnet. Zu dem Netzwerk gehören die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon, die Huthi-Rebellen im Jemen und kleinere Milizen im Irak und in Syrien. Am Freitag haben die Huthi die Angriffe Israels auf iranische Atomanlagen als "illegal und ungerechtfertigt" kritisiert und mit Konsequenzen gedroht. "Wer Brände in der Region legt, wird sich die Finger verbrennen", hieß es in einer Mitteilung.
Welche Rolle spielt das iranische Atomprogramm?
2002 wurde bekannt, dass der Iran Atomanlagen besaß, die vor der Internationalen Atombehörde geheimgehalten worden waren. Seitdem fürchten viele Staaten in der Region den Aufstieg Irans zur Atommacht, besonders natürlich der "Erzfeind" Israel. Die internationale Gemeinschaft versuchte, das Problem diplomatisch zu lösen. So wurde 2015 das "Atomabkommen" geschlossen, in dem sich der Iran verpflichtete, seine Kapazitäten zur Uran-Anreicherung zu begrenzen und sein Atomprogramm international kontrollieren zu lassen.
Im Gegenzug wurden Wirtschaftssanktionen gegen den Iran aufgehoben. 2018 zogen sich die USA unter Donald Trump aber aus dem Atomabkommen zurück. Der unbewiesene Vorwurf, den auch Israels Ministerpräsident Netanjahu äußerte: Iran würde weiterhin an der Entwicklung von Atomwaffen arbeiten.
Welche Auswirkungen hat der Angriff auf das Atomprogramm?
Wenig später kündigte auch der Iran die Übereinkunft. Seitdem ist es für die internationale Gemeinschaft weitaus schwieriger geworden, sich einen Überblick über die Atom-Aktivitäten im Iran zu verschaffen.
Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurde beim israelischen Angriff in der Nacht die Uran-Anreicherungsanlage in Natans zum Ziel. IAEA-Chef Rafael Grossi informierte den israelischen Präsidenten Izchak Herzog über "schwere Schäden" an Natans, wie ein Sprecher von Herzog mitteilte. Auch das israelische Militär sprach von erheblichen Schäden an der Anlage. Welche Auswirkungen der Angriff auf das iranische Atomprogramm hat, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR Fernsehen um 18.45 Uhr in der "Aktuellen Stunde."
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
- ZDF.de-Interview mit Simon Wolfgang Fuchs