
Nordrhein-Westfalen Bahnstrecken um Köln gesperrt: Schienenersatzverkehr im Selbstversuch
Der Schienenersatzverkehr soll die Bahnausfälle vom 2. bis zum 19. Mai zwischen Köln und Koblenz, Köln und Bonn, Köln und Euskirchen, und anderen Strecken kompensieren. Aber klappt das auch? Ein Selbstversuch.
Ich sitze im Ersatzbus S19 Richtung Köln Hbf. Wir fahren auf der Kölner Stadtautobahn, als der Busfahrer plötzlich auf der Rechtsabbiegespur abbremst und stehen bleibt. Er zieht mit den Fingern den Bildschirm des Navigationssystems groß und fährt schließlich über die durchgezogene Linie links Richtung Zoobrücke. Er scheint sich nicht genau auszukennen.
Nicht überraschend - die meisten der rund einhundert Gelenkbusse, die die Deutschen Bahn in den nächsten 17 Tagen als Ersatzverkehr einsetzt, sind von privaten Busunternehmen aus der Region gestellt. 700.000 Kilometer sollen sie in den nächsten gut zwei Wochen fahren.

WDR-Reporter Uwe Fohrmann hat sich selbst in den Schienenersatzverkehr gewagt.
Ich bin in Köln-Lövenich eingestiegen. Der Bus, an dem jeder Doppelsitzplatz einen USB-Anschluss hat, damit Fahrgäste ihre Geräte während der Fahrt aufladen können, ist pünktlich und fast voll. Nach 41 Minuten komme ich am Kölner Hbf an. Die S-Bahn braucht normalerweise 13 Minuten für die Strecke.
Vier Bahnmitarbeiter helfen den Fahrgästen
Und hier am Hauptbahnhof ist sehr viel los. Es wird viel gehupt. Falsch parkende Autofahrer machen es den großen Bussen am Breslauer Platz schwer. Die Ersatzbusse nach Koblenz, Bonn und Euskirchen kommen hier an und fahren auch hier los. Vier Mitarbeiter der Bahn helfen den Fahrgästen.

Kai Müller versucht den Fahrgästen zu helfen.
Immer in Bewegung ist heute Mittag Kai Müller. "Baustelleninfo" steht auf seiner Weste. Sekündlich wird er angesprochen. "Google Maps ist das größte Problem," meint er, "da dort die Ersatzhaltestellen nicht angezeigt werden. Die sind für die Leute dann schwer zu finden." Vielleicht kann die Bahn nochmal besser über die Erstzhaltestellen informieren. Das würde sich auch Lexa Soder wünschen. Gerade ist sie aus Bonn in Köln angekommen. "Ja, ist nicht mein Tag, eigentlich wollte ich nach Koblenz, ich bin aber falsch eingestiegen, dumm gelaufen", sagt sie lächelnd.
Gäste sind zufrieden mit dem Schienenersatzverkehr

Familie Nuhrck aus Euskirchen musste erstmal den Bus suchen.
Familie Nuhrck sortiert sich gerade. Mit Kind und Kinderwagen sind sie mit dem Direktbus aus Euskirchen gekommen. "Mit dem Express-Shuttle war das super komfortabel, eine Stunde haben wir gebraucht, das klappte super gut", sagt Vater Andreas. Anatoli kommt auch aus Euskirchen. "Es ist wunderbar gelaufen", findet er, "zumindest ab dem Zeitpunkt, als ich den Bus gefunden habe. Aber die Mitarbeiter haben mir da geholfen."
Ich sitze derweil wieder im Ersatzbus nach Horrem. Der Gelenkbus ist wieder gut gefüllt. Was mir auffällt: An fast jeder Haltestelle fragen Fahrgäste, ob das der Bus zum Kölner Hauptbahnhof sei. Da ist also noch etwas zu tun für die Bahn, damit ihre Kunden auch in den nächsten 16 Tagen die richtige Bushaltestelle finden.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Deutsche Bahn
- Reisende
- Go.Regio