
Niedersachsen VW-Prozess in Braunschweig: Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafen
Fast zehn Jahre nach Bekanntwerden der Dieselmanipulationen bei Volkswagen fordert die Staatsanwaltschaft Gefängnisstrafen für die vier Angeklagten. Sie sollen für die Täuschung bei Abgastests verantwortlich gewesen sein.
Seit September 2021 müssen sich vier ehemals hochrangige Manager und Ingenieure von VW vor der Braunschweiger Wirtschaftsstrafkammer wegen Betrugs verantworten. Der Fall machte als "Dieselgate" weltweit Schlagzeilen. Ursprünglich sollte auch der damalige Konzernchef Martin Winterkorn mit angeklagt werden - sein Verfahren wurde aus gesundheitlichen Gründen jedoch abgetrennt.
Prozess soll am 5. Mai fortgesetzt werden
Nach dreieinhalb Jahren mit 168 Verhandlungstagen und rund 150 Zeugen hielt am Freitag die Staatsanwaltschaft in Braunschweig ihr vierstündiges Plädoyer. Drei der Angeklagten - ein langjähriger Leiter der VW-Antriebstechnik, ein ehemaliger Entwicklungschef der Kernmarke VW und ein früherer Hauptabteilungsleiter der Dieselmotoren-Entwicklung - sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft für drei beziehungsweise vier Jahre ins Gefängnis.
Die früheren Manager und Ingenieure seien des Betruges mit manipulierter Software schuldig. Sie seien für einen Schaden von 3,15 Milliarden Euro und 3,65 Millionen betroffene Autos verantwortlich, so die Strafverfolger. Einen ehemaligen Abteilungsleiter für die Diesel-Abgasreinigung sehen die Ankläger eher als Gehilfen, für ihn forderte die Anklage zwei Jahre Haft auf Bewährung.
Der Prozess soll am 5. Mai (10.30 Uhr) fortgesetzt werden - dann sind die Anwälte der Angeklagten mit ihren Plädoyers an der Reihe.
"Dieselgate" kostete VW mehr als 30 Milliarden Euro
Im September 2015 war in den USA bekannt geworden, dass VW in großem Maßstab ein Täuschungsprogramm eingesetzt hatte, das Abgastests erkannte und nur dann die volle Reinigung der Emissionen aktivierte. Ansonsten stießen die Fahrzeuge auf der Straße ein Vielfaches der erlaubten Werte für schädliche Stickoxide aus.
Der Skandal stürzte den Wolfsburger Autobauer in eine tiefe Krise. Die Folge waren unzählige Prozesse und Kosten, die der Konzern mit mehr als 30 Milliarden Euro beziffert.
Der ehemalige Konzernchef Winterkorn bestritt zum Auftakt seines eigenen Verfahrens im September 2024 die Vorwürfe und wies jegliche Schuld an der Dieselaffäre zurück. Nach einem Unfall wurde der Strafprozess gegen ihn erneut verschoben.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.04.2025 | 14:00 Uhr