
Niedersachsen Oldenburg gedenkt des durch Polizeischüsse getöteten Lorenz A.
Eine emotionale Woche geht für die Stadt Oldenburg zu Ende. Mehrere Tausend Menschen kamen nach den tödlichen Polizeischüssen auf Lorenz A. am Freitagabend zu einer Kundgebung zusammen.
Diese Woche wird Oldenburg wohl so schnell nicht mehr vergessen: Dort wo sich das Geschehen am Sonntagmorgen abspielte, ist am sechsten Abend nach dem Tod von Lorenz ein Meer aus Blumen und Kerzen entstanden. Mitten in der Innenstadt zwischen Drogerie und Elektrogeschäft haben sich auch am Freitag wieder Menschen versammelt, um ihre Trauer auszudrücken. Es ist still. Manche beten. Nur aus der Ferne ist zu hören: No Justice! No Peace!
Eine so große Demo ist für Oldenburg ungewöhnlich
Zur selben Zeit zieht die Gedenkdemonstration um das Stadtzentrum. Durch die Gassen schallen die Sprechchöre der Demonstrierenden. Die Kontaktbeamten der Polizei beschreiben die Stimmung so: "Emotionalisiert, aber störungsfrei." Laut ihnen sind bis zu 10.000 Menschen heute Teil der Versammlung. Für Oldenburg sei das eine sehr hohe Zahl – eher eine Ausnahme. Eine bunte Mischung ist heute mit dabei: Viele junge Menschen, aber auch ältere. Menschen aus Oldenburg, aber auch aus den umliegenden Städten. Menschen, die zum ersten Mal eine Demonstration besuchen, aber auch Menschen, die häufiger an Protesten teilnehmen.
"Hass nicht mit Hass bekämpfen"
Sie alle sind am Freitagabend gekommen, um Lorenz zu gedenken. Sie haben unterschiedliche Gefühle mitgebracht: Trauer, Ratlosigkeit – aber auch Wut. Begonnen hatte die Demonstration zuvor auf dem Pferdemarkt mit Redebeiträgen: Enge Freunde von Lorenz erzählen, wie sehr sie der Verlust schmerzt. Aber sie rufen auch dazu auf, an diesem Abend friedlich Seite an Seite zu stehen: "Hass bekämpft man nicht mit Hass – und schon gar nicht holt es Lorenz aus dem Paradies zurück." Die Versammlung erinnert an die Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung.
Forderungen nach Veränderungen bei der Polizei

Die Menschen versammeln sich am Abend zunächst auf dem Pferdemarkt, Tausende ziehen später im Demozug durch die Stadt.
Zusammengekommen sind viele junge Menschen, die am Abend über Rassismuserfahrungen sprechen – aus dem Alltag, aber auch in Kontakt mit der Polizei. Initiativen, die ebenfalls mit Redebeiträgen vertreten sind, fordern Veränderungen bei der Polizei. Sie sprechen von Schutz statt Angst vor Gewalt durch die Polizei. Diese hält sich am Freitagabend anscheinend bewusst zurück. Bis auf einzelne Kontaktbeamte sind kaum Einsatzkräfte zu sehen. Im Vorfeld des Protests hatte es von vielen Seiten aus Sorgen gegeben, die Stimmung könnte eskalieren. Das bleibt an diesem Abend aus. In Oldenburg geht die Sonne unter. Für die Stadt kommt eine entbehrungsreiche Woche zum Ende und hoffentlich bald zur Ruhe.