
Niedersachsen Frust, Stress, Wut: Krankenkasse warnt vor "Online-Dating-Burnout"
Die Kaufmännische Krankenkasse Hannover (KKH) warnt vor dem sogenannten Online-Dating-Burnout: Laut einer von ihr beauftragten Forsa-Umfrage gehören Frust, Stress und Wut bei der Partnersuche auf Online-Plattformen dazu.
Schüchternen Menschen dürfte das Flirten auf Dating-Apps zwar leichter fallen - es gilt als bequem und unverbindlich. 593 der 1.010 befragten Singles gaben an, online auf Partnersuche zu gehen - vor allem bei den 30- bis 49-Jährigen (68 Prozent) ist Online-Dating demnach beliebt. Bei 59 Prozent der Befragten zwischen 18 und 60 Jahren habe die Online-Partnersuche allerdings "emotionale Erschöpfung und Frustration ausgelöst", wie die KKH am Freitag mitteilte. Dabei haben sie mit unterschiedlichen Gefühlslagen wie Traurigkeit oder depressiver Verstimmung, Stress durch die große Auswahl an Partnern oder auch Scham zu kämpfen, wie die Befragten angaben.
Online-Dating: Befragte fühlen sich teilweise wie Ware
Die negativen Gefühle werden unter anderem durch ausbleibende Antworten auf Nachrichten oder "Ghosting" - also den plötzlichen Kontaktabbruch - verursacht, wie es von der KKH heißt. Das passierte demnach 54 Prozent der Befragten, die Online-Dating nutzen. Weitere Faktoren sind laut der Forsa-Umfrage Oberflächlichkeit oder nur sexuelles Interesse, was 46 Prozent empfanden - mit über 60 Prozent waren davon vor allem Frauen betroffen. Einige der Befragten gaben an, dass Profile unehrlich und geschönt wirkten, dass sie sich eher wie eine Ware fühlten, oder schlichtweg einfach niemand gefunden wurde, der oder die in Frage kam.
Negative Erfahrungen können zu "Online-Dating-Burnout" führen
Die teils hohen eigenen Erwartungen, die Richtige oder den Richtigen zu finden, sind laut der Krankenkasse ein weiteres Problem. "Wer hier trotz hohem Invest an Freizeit, teils an Emotionen und auch Geld negative Erfahrungen macht", die mitunter am Selbstwert kratzen würden, könne ein "Online-Dating-Burnout" entwickeln, sagt Psychologin Isabelle Wenck von der KKH. "Auch wenn Symptome wie Antriebslosigkeit oder emotionale Erschöpfung daran erinnern", sei das mit einem krankhaften Burnout beispielsweise wegen hoher Arbeitsbelastung jedoch nicht zu vergleichen, so die Psychologin. Genaue Zahlen zu dem psychosomatischen Syndrom, das durch Frust und Stress beim Knüpfen digitaler Kontakte entstehen könne, lägen nicht vor.
Psychologin: Enttäuschungen beim Online-Dating abfedern
Sollte einen das Online-Dating seelisch zu sehr belasten, sei es ratsam, die Partnersuche im Netz zu reduzieren oder gar zu pausieren, so Wenck. Nutzer sollten die Erwartungen beim Online-Dating nicht zu hoch ansetzen. Außerdem rät sie, auch Menschen in der Freizeit zu treffen. "Damit lassen sich Enttäuschungen beim Online-Dating besser abfedern", so die Psychologin. Es erhöhe außerdem die Chancen, abseits von Dating-Portalen und -Apps sein passendes Gegenstück zu finden - beispielsweise bei Treffen mit Freunden oder Kollegen, über die Mitgliedschaft in einem Sport- oder Naturverein oder während einer Single-Reise, sagt Wenck.