
Niedersachsen Lüneburger Kirche muss saniert werden - Kosten in Millionenhöhe
Die St. Nicolaikirche in Lüneburg ist seit Februar wegen Rissen im Gewölbe gesperrt - und bleibt es voraussichtlich bis 2026. Am Mittwoch wurde über Schadensausmaß, Sanierung und Folgen für die Gemeinde informiert.
Mit einem Schlüssel in der einen und einem Baustellenhelm in der anderen Hand betritt Bauingenieur Steve Werner am Mittwoch die historische St. Nicolaikirche in Lüneburg - eine der drei Hauptkirchen der Hansestadt. Es ist die vorerst letzte Möglichkeit, einen Blick ins Innere des Gotteshauses zu werfen. Denn seine Türen werden bis Frühjahr 2026 für Besuchende geschlossen. Das Betreten der St. Nicolaikirche ist an diesem Nachmittag nur mit Schutzhelm und auf eigene Gefahr möglich. Im Gebäude erklären Steve Werner und Stefan Kunkel, Leiter des landeskirchlichen Amtes für Bau- und Kunstpflege in Celle, warum das Kirchengewölbe nachgegeben hat und Risse entstanden sind.
Drei Gründe für Risse möglich
Als mögliche Gründe werden demnach eine Absenkung des Baugrundes, die Nutzung unterschiedlicher Materialien im Laufe der Zeit oder die äußere Kraftwirkung, etwa durch Wind untersucht. Nun gelte es, das Ausmaß der Schäden genau zu bestimmen: Dafür werde in einem ersten Bauabschnitt die Kirche "vernetzt" - also Sicherheitsnetze unter das Gewölbe gespannt, die speziell für die Kirche angefertigt werden. Anschließend erfolge ein sogenanntes "Rissmonitoring", um alle Schäden feststellen zu können. Dafür kommen unter anderem Drohnen zum Einsatz, wie die Experten erklären.

Leiter des landeskirchlichen Amtes für Bau- und Kunstpflege in Celle Stefan Kunkel geht auf die enormen Herausforderungen beim Erhalt denkmalgeschützter Kirchengebäude ein.
Arbeiten dauern voraussichtlich bis kommendes Jahr
Werner rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Rissmonitoring-Phase dieses Jahr nicht abgeschlossen werden kann: "Das wird uns noch ein Weilchen begleiten. Wir können an diesen Rissen, die wir schon entdeckt haben, planen, in welche Richtung wir die Sanierung überhaupt führen wollen", sagte der Bauingenieur dem NDR Niedersachsen. "Ich sage mal so: Wie wir das Innere der Kirche wieder schick bekommen - das wissen wir schon. Was uns noch fehlt ist, ob wir damit wirklich alle Ursachen erschlagen können oder ob da noch etwas übrigbleibt, was wir noch angehen müssen", so Werner.

Um alle Schäden und Risse feststellen zu können, bedarf es einem umfangreichen Monitoring über mehrere Monate.
Kosten liegen wohl bei mehreren Millionen Euro
Die erste Bauphase soll bis zum Frühjahr 2026 abgeschlossen werden. Die Kosten dafür betragen ersten Angaben zufolge voraussichtlich 673.000 Euro. Der zweite Bauabschnitt werde derzeit auf drei bis vier Millionen Euro geschätzt, teilten die Bauleiter am Mittwoch mit. Die Mittel für die Baumaßnahmen sollen durch die Landeskirche und Spenden kommen. Erst bei einem erfolgreichen Finanzierungsplan kann die zweite Bauphase beginnen. Es ist nicht die erste Sanierung der St. Nicolaikirche: Bereits im 19 Jahrhundert war das Gotteshaus einsturzgefährdet und musste saniert werden.

Bauingenieur Steve Werner (r.) gibt Einblick in die laufende Bauuntersuchung, einschließlich möglicher Ursachen für die Risse im Gewölbe.
Gemeinde in Lüneburg möchte mithelfen
Für den Superintendenten in Lüneburg, Christian Stasch, sei der einzig mögliche Weg, die Sanierung jetzt umzusetzen: "Diese Schäden sind nun mal da, man muss sich ihnen stellen und damit zurechtkommen." Die Kirchengemeinde betrauere diesen Umstand - und möchte laut Stasch wissen, was sie tun kann. "Wie können wir Gemeindearbeit umplanen, umgestalten und dafür sorgen, dass das Gemeindeleben hier nicht erlahmt?", fragt der evangelische Pastor.
Kirchenvorstand: "Wir schaffen das"
Die Vorsitzende des Kirchenvorstands, Kirsten Ahrens-Imhorst, zeigte sich zuversichtlich: "Wir haben heute so viele Möglichkeiten, Geld zu generieren, wir sind gut vernetzt in der Stadt und ich bin voller Vertrauen, dass wir das schaffen", sagte sie dem NDR Niedersachsen. Bis die Kirche im Frühjahr 2026 wieder für Besuchende geöffnet wird, weicht die Gemeinde, die sogenannten "Nicolaianer", auf das Lüneburger Glockenhaus aus.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 12.06.2025 | 15:00 Uhr