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Mecklenburg-Vorpommern Trotz Reduktion: Immer noch zu viele Nährstoffe in der Ostsee

Stand: 12.06.2025 14:05 Uhr

Die Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Ostsee gehen zurück. Aber laut Wissenschaft reicht diese Reduktion angesichts einer sich erwärmenden Ostsee nicht aus, um das Meer gesunden zu lassen.

Von Robert Holm

In den 1980er-Jahren galt die Ostsee zwischenzeitlich als das dreckigste Meer der Welt. In den Archiven finden sich Fernsehreportagen, die zeigen, wie Kinder am Strand unweit von Abwasserrohren spielen. "Auch im Badeort Boltenhagen zwischen Lübeck und Wismar fließt ungeklärtes Abwasser über den Strand. Diese Brühe stammt aus dem Städtchen Klütz und ist gelegentlich mit Gülle verdünnt", berichtete das ARD-Magazin "Panorama" im Mai 1990. Nicht nur an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns waren die Probleme groß. Die "Tagesthemen" zeigten 1988, wie eine braune Brühe durch Lettlands Hauptstadt Riga floss: "Riga verfügt über keine Kläranlagen. Die Exkremente von 900.000 Menschen fließen täglich in den Fluss und von da aus in die See.“

Regeln wurden strenger

Maren Voss ist Professorin für marine Biogeochemie am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde. Sie erforscht unter anderem die Stoffkreisläufe in der Ostsee. Sie erinnert sich noch gut an diese Zeit: "Damals hatte man auch keine Probleme damit, Abwässer zum Beispiel aus der Papierindustrie einzuleiten." Inzwischen gelten deutlich strengere Regeln. Doch unter den Folgen der Einleitungen von früher leidet die Ostsee noch heute. Denn bis sich das Wasser durch die kleinen Meerengen im Westen austauscht, dauert es 30 Jahre. "Alles Wasser, das wir über die Jahre einbringen, bleibt", sagt Maren Voss. "Das ist einer der Gründe, warum die Nährstoffkonzentrationen in der Ostsee so hoch sind."

Phosphor-Einträge sinken, Stickstoff-Einträge fast konstant

Doch im Bemühen um eine saubere Ostsee gibt es auch zarte Erfolge. Seit den 1990-er Jahren kommt aus deutschen Flüssen deutlich weniger Phosphat in die Ostsee. Denn damals gingen viele moderne Kläranlagen in Betrieb. Außerdem wurde erstmals phosphatfreies Waschpulver verkauft. Die Bilanz beim Stickstoff dagegen sieht nicht so gut aus. Der abflussbereinigte Eintrag sei in den vergangenen 30 Jahren nur minimal zurückgegangen, sagt Maren Voss. "Stickstoff ist ein Problem, weil Stickstoff eben nicht gezielt reduziert werden kann, sondern an vielen Stellen reinsickert, zum Beispiel aus Feldern in Flüsse und auch an den Küsten sickert Wasser.“

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Nährstoffe treffen auf wärmere Ostsee

Die weiterhin hohen Stickstoffeinträge treffen auf eine immer wärmere Ostsee - für Maren Voss ein Teufelskreis, der dazu führt, dass der Sauerstoff in der Ostsee immer knapper wird, Todeszonen sich ausbreiten: "Eine große Stellschraube ist nach wie vor die Landwirtschaft. Das ist einfach so. Wir wissen, dass die Nährstoffbelastung der Flüsse und die fossilen Einträge zum allergrößten Teil aus der Landwirtschaft kommen.“

Landwirtschaft am Zug?

Die Regeln zum Düngen von Feldern wurden bereits verschärft. So gelten mittlerweile fast ein Drittel der Felder bei uns im Land als "rote Zonen", auf denen weniger gedüngt werden darf. Der Protest dagegen war groß. Doch wenn es nach Maren Voss geht, reichen die Einschränkungen noch nicht aus. Breite Randstreifen zwischen Acker und Fließgewässern hätten sich zum Beispiel als effektiver Stickstofffilter erwiesen, sagt sie: "Auf der Seite gibt es viele moderne Ansätze, die diese Einträge reduzieren können. Und man sieht ja auch, dass es funktioniert. Man muss es einfach nur noch intensiver durchführen."

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nordmagazin | 12.06.2025 | 19:30 Uhr