
Mecklenburg-Vorpommern Paul und ich: Schauspieler Winfried Glatzeder zum 80. Geburtstag
Seit mehr als 55 Jahren steht der Schauspieler Winfried Glatzeder auf Theaterbühnen und vor Filmkameras. Am 26. April feierte er seinen 80. Geburtstag und sprach zu diesem Anlass über seine Karriere.
Mit seiner Rolle als Paul in der DEFA-Produktion "Die Legende von Paul und Paula" hat sich Winfried Glatzeder 1973 unsterblich gemacht. Im Interview spricht der "Belmondo des Ostens", wie er genannt wurde, über diesen Film und auch darüber, wie er 1982 die DDR verließ, am Düsseldorfer Schauspielhaus eine neue Theaterheimat fand und im Kino unter anderem in Margarete von Trottas "Rosa Luxemburg" an der Seite von Barbara Sukowa zu sehen war.
Herr Glatzeder, Ihre Karriere hatte eine DDR-Seite und anschließend eine West-Seite. Würden Sie das auch so sehen?
Winfried Glatzeder: Nein, ich würde das nicht ganz so sehen. Ich würde erst einmal sehen, dass ich ein Beispiel für 80 Jahre Friedenszeit in Deutschland bin. Wenn man dann erst mal 80 ist, ist man natürlich in der letzten Phase seines Lebens. Das ist eine harte Herausforderung, weil der Körper schon lange nicht mehr mitmachen will. Aber ich bin bereit, diesen Kampf aufzunehmen - das ist spannender als jeder Film.
Würden Sie sagen, die Ost-Seite Ihrer künstlerischen Biografie war die erfolgreichere?
Glatzeder: Ich würde schon sagen, dass ich das Glück hatte, mit drei Filmen zu DDR-Zeiten in die Herzen und den Verstand der Leute gedrungen zu sein. Das war "Die Legende von Paul und Paula", "Zeit der Störche" war auch nicht schlecht, und "Der Mann, der nach der Oma kam" war ein Film, wo die Großmütter mit ihren Enkelkindern hingingen. Es ging darum, ein Publikum zu finden und das meiste Publikum. Dass das angekommen ist, das sind Glücksfälle. Man macht 100 Filme, und am Ende bleiben vielleicht vier, vor denen man sich auch heute noch, wenn die Leute davon reden, nicht so sehr geniert.
Die "Legende von Paul und Paula" von 1973 zählt unbestritten zu einem der erfolgreichsten Defa-Produktionen. Ihre Autobiografie heißt "Paul und ich" - ist dieser Film tatsächlich Ihr Lieblingsfilm in Ihrer Karriere, Ihre beste schauspielerische Leistung? Oder gibt es möglicherweise noch etwas anderes?
Glatzeder: Jeder Handwerker sieht all die Fehler, die er an einem Möbelstück hätte besser machen können. Auch ich sehe, wenn ich einen Film sehe, den nicht vor 50 Jahren gemacht habe, die Fehler. Aber ich war wirklich in der Schlottrigkeit und in dem Ehrgeiz, erfolgreich zu sein, sehr authentisch. Darum geht es überhaupt, weil man nur mit den authentischen Gedanken und mit dem in dem Moment erzeugten, wahren Gefühl auch die Zuschauer erreicht. Insofern bin ich da nicht nur dankbar, sondern sage: "Ja, hast du ganz gut gemacht."
Das Gespräch wurde geführt von Axel Seitz. Das komplette Interview können Sie in der ARD Audiothek hören und überall, wo es Podcasts gibt.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Das Gespräch | 27.04.2025 | 15:00 Uhr