
Mecklenburg-Vorpommern Junge in Prora angefahren: Cabrio-Fahrer schweigt vor Gericht
Vor dem Amtsgericht in Bergen muss sich ein Cabrio-Fahrer wegen des Vorwurfs verantworten, er habe einen 13-jährigen Jungen aus Bremen absichtlich angefahren.
Vor dem Amtsgericht in Bergen hat der Prozess gegen einen 47-jährigen Cabrio-Fahrer begonnen, der im August 2024 in Prora auf Rügen absichtlich einen damals 13-jährigen Jungen angefahren haben und dann geflüchtet sein soll. Die Staatsanwaltschaft warf ihm am Donnerstag Körperverletzung, Unfallflucht und einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor. Der Unternehmer aus Prora wollte sich vor Gericht vorerst nicht zum Kern der Vorwürfe äußern. Zu Beginn des Prozesses sprach er von einer "Katastrophe für alle Beteiligten", er habe "nie vorgehabt, irgendwann auch nur irgendwen zu schädigen".
Auf der Straße Faxen gemacht
Der Unfall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Der Junge war in einer Gruppe von sieben Schülern und Schülerinnen von der Jugendherberge in Prora gegen 21 Uhr auf dem Weg zu einem Supermarkt. An einer Straßenkreuzung machte der Junge ein paar Faxen, laut unterschiedlichen Zeugenaussagen soll er aus Jux auf der Straße getanzt oder gehockt haben, als das Cabrio vorbeifuhr. Er habe sich erschreckt und dem Autofahrer dann den Mittelfinger gezeigt, sagte der Jugendliche vor Gericht aus.
Schädelhirntrauma erlitten
Der Fahrer habe den Wagen gewendet und sei dann zurückgefahren. Laut Anklage soll er den Schüler mit einer gezielten Lenkbewegung angefahren und schwer verletzt haben. Der Junge wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und erlitt unter anderem ein Schädelhirntrauma und mehrere Wunden. Allerdings konnte er nach dem Unfall aufstehen und mit seinen Freunden zurück in die Jugendherberge laufen.
Fahrer bot offenbar Hilfe an
Mehrere Zeugen bestätigten, dass der Cabriofahrer nach dem Zusammenprall ausgestiegen sei. Einige berichteten davon, dass der Fahrer "lauft, rennt weg" geschrien habe. Andere gaben an, dass er sich nach dem Befinden des Jungen erkundigt und gefragt habe, ob er einen Rettungswagen rufen solle. Dann allerdings entfernte er sich, ohne die Polizei zu informieren.
Sohn will Vater entlasten
Ein Sohn des Angeklagten, der angab, zufällig auf dem Rad in der Nähe des Unfalls unterwegs gewesen zu sein, sagte vor Gericht, sein Vater habe nicht wegen des Bremer Jungen abrupt gewendet, sondern weil er einen Schlüssel vergessen hatte. Dann habe er gesehen, dass sein Vater ausgewichen sei, weil ihm "etwas Dunkles vors Auto gehüpft ist".
Unfall-Wagen versteckt in Garage entdeckt
Nach dem Vorfall fahndete die Polizei mehrere Wochen nach dem Fahrer und dem Fahrzeug. Gefunden wurde der Wagen am 5. September 2024 bei einer Hausdurchsuchung auf dem Betriebsgelände des Angeklagten, wo es in einer Garage unter Planen und Decken hinter Möbeln stand. Das Fahrzeug war an der Windschutzscheibe erheblich beschädigt. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt und voraussichtlich mit einem Urteil beendet.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.06.2025 | 16:10 Uhr