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Mecklenburg-Vorpommern Dauerstreit um Tourismusverband MV: Schwesig soll es richten

Stand: 11.06.2025 17:25 Uhr

Ministerpräsidentin Schwesig will mit dem Tourismusverband über die Zukunft der Branchenorganisation sprechen. Schwesig reagiert damit auf Kritik der Verbandsspitze, die Landesregierung verschleppe den angekündigten Neustart des Tourismusverbandes.

Von Stefan Ludmann

Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern gilt als Vorzeigebranche. Seine Spitzenorganisation, der Landestourismusverband, allerdings steht alles andere als glänzend da. Das Wirtschaftsministerium, das den Verband seit Jahren komplett finanziert, wirft ihm Subventionsbetrug vor. Der langjährige Geschäftsführer Tobias Woitendorf musste Anfang April gehen. Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (parteilos) will den Verband umkrempeln. Eine "Strukturkommission" soll sich dazu Gedenken machen, die Rede ist auch davon, den als Verein organisierten Verband als Landes-Betrieb zu führen, um die jährlich sechs Millionen Euro Landesmittel besser im Blick zu haben.

Mitarbeiter verlassen den Verband

Doch wie das passieren soll, scheint nicht klar. Der Streit darüber spitzt sich nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und einer Razzia in der Verbandszentrale in Rostock zu. Die Verbandsspitze um Präsidentin Birgit Hesse und Vorstandschef Alexander Winter haben jetzt Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eingeschaltet. In einem Brief drängen die beiden die Regierungschefin zum Handeln. Der Unmut in der Branche wachse, immer mehr Mitarbeiter würden den Verband verlassen. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit des Verbandes.

"Unsicherheit belastet"

Offenbar drängt die Zeit. Hesse erklärte im NDR Interview, eigentlich sollte bis Ende Juni klar sein, wie es mit dem Verband weitergeht. Aber diese Perspektive fehle. "Bisher haben wir nicht das Gefühl, dass die Vorbereitungen so weit sind, dass dieses Datum zu halten ist." Vor allem die Finanzierung müsse sichergestellt werden. "Diese Unsicherheit belastet sehr", meinte Hesse, die als SPD-Abgeordnete gleichzeitig Landtagspräsidentin ist.

Wird der Minister ausgebootet?

Hesse und Winter setzen auf ein kurzfristiges Treffen bei Schwesig, um "den Handlungsbedarf" zu besprechen. Diese Bitte werten Beobachter durchaus als Affront gegenüber dem eigentlich zuständigen Minister Blank. Denn Hesse und Winter umgehen Blank. Sie hoffen offenbar darauf, dass Schwesig Blank Vorgaben macht. Hesse kommt dabei sicher zugute, dass sie einen direkten Draht zu ihrer Parteigenossin Schwesig hat.

Blank warnt vor Schnellschüssen

Der parteilose Minister Blank warnte am Mittwoch vor Schnellschüssen: "Wir sind mitten in der Arbeit und wollen vernünftig und fundiert vorgehen", sagte er. Gleichzeitig meinte er, "vor der Sommerpause" werde es ein Gespräch geben. Die Sommerpause beginnt in der vorletzten Juli-Woche. Zuvor dürfte es die Runde bei Schwesig geben. Die Regierungschefin sagte, ihre Landesregierung wolle "die Erfolgsgeschichte im Tourismus fortsetzen". Die Tourismuswirtschaft könne sich darauf verlassen, dass das Land sie auch weiter unterstützen werde.

Schwesig geht auf erste Forderung ein

Und wenn das Präsidium des Tourismusverbandes um ein Gespräch bitte, dann "werden wir selbstverständlich miteinander reden". Auf eine Forderung des Verbandes ging die Regierungschefin bereits ein. Auch Schwesig will den Posten des Landestourismusbeauftragten wieder besetzen. Die Aufgabe hatte Woitendorf in Personalunion übernommen. Seit seinem Weggang als Verbandsgeschäftsführer ist der Posten vakant. Schwesig erklärte, "wir müssen jetzt gemeinsam mit dem Tourismusverband darüber sprechen, welcher Kopf diese Aufgabe gut erfüllen kann."

Hesse: Schaden für MV

Das Gespräch mit Schwesig soll es bald geben. Die Staatskanzlei, so Hesse, habe sich schon gemeldet. Ein fester Termin ist noch nicht vereinbart. Hesse blickt bereits jetzt mit einem gewissen Groll auf die vergangenen Wochen zurück: "Dieses ganze Prozedere hat Mecklenburg-Vorpommern natürlich geschadet." Und das darf durchaus als Kritik am Umgang der eigenen Landesregierung mit dem Spitzenverband verstanden werden.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Nordmagazin | 11.06.2025 | 19:30 Uhr