Seniorin am Telefon

Hessen Zwei mutmaßliche Schockanruf-Betrüger in Frankfurt angeklagt

Stand: 15.04.2025 12:59 Uhr

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat Anklage gegen zwei mutmaßliche Mitglieder einer Schockanruf-Bande erhoben. Die beiden 30-Jährigen sollen zwei Senioren im Rhein-Main-Gebiet um Bargeld, Schmuck und Münzen im Wert von über 60.000 Euro gebracht haben.

In zwei Fällen von Telefonbetrug hat die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt Anklage gegen zwei mutmaßliche Mitglieder einer internationalen Schockanruf-Bande erhoben. Dabei gehe es um den Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Betruges und Hehlerei, wie es in der Mitteilung vom Dienstag hieß.

Die Anklage richtet sich gegen eine 30-jährige Frau aus Frankfurt und einen gleichaltrigen Mann aus Nordrhein-Westfalen. Die Frau soll in beiden Fällen als Abholerin aufgetreten sein, der Mann soll in einem Fall die Beute von ihr entgegengenommen haben. Insgesamt betrage der entstandene Schaden rund 60.000 Euro.

"Kaution" nach tödlichem Unfall

In einem Fall soll die Betrügerbande Ende Oktober einem 82-Jährigen aus Frankfurt erzählt haben, seine Betreuerin habe einen tödlichen Unfall verursacht. Um eine Festnahme abzuwenden, müsse eine Kaution von 40.000 Euro gezahlt werden.

Das Opfer hatte den Betrag demnach an die Beschuldigte übergeben, die sich als Mitarbeiterin des Gerichts ausgegeben haben soll.

Wertvollen Schmuck und Sammlermünzen erbeutet

Mit einer ähnlichen Masche soll die Bande Anfang Januar Schmuck und Sammlermünzen im Wert von über 20.000 Euro erbeutet haben. Auch in diesem Fall hatte die Bande laut Generalstaatsanwaltschaft einer 75-Jährigen aus Neu-Isenburg (Offenbach) erzählt, ihr Sohn sei für einen tödlichen Unfall verantwortlich.

Die 30-Jährige soll die "Kaution" bei der Seniorin zuhause abgeholt und anschließend dem 30-Jährigen übergeben haben. Die Beute hatte die Polizei der Mitteilung in seinem Kofferraum sicherstellen können. 

Nachdem der 82-Jährige aus Frankfurt Anzeige erstattet hatte, hatten sich laut Generalstaatsanwaltschaf bereits erste Hinweise verdichtet. So konnten die zwei Beschuldigten einen Tag nach der Tat in Neu-Isenburg festgenommen werden und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Schockanrufe verursachen Millionenschaden

Die Schäden durch sogenannte Schockanrufe in Hessen steigen laut einer Auswertung des ARD-Politikmagazins "report München" drastisch. Während 2019 in Hessen noch rund 140.000 Euro erbeutet wurden, waren es 2024 rund 4,5 Millionen Euro.

Festnahmen sind eher die Ausnahme. Ein Grund dafür ist laut einem Sprecher des Landeskriminalamts, dass Opfer von Schockanrufen - wenn überhaupt - die Taten erst deutlich nach dem Vorfall anzeigten. Das erschwere die Verfolgung der Täter, die zudem häufig im Ausland säßen.

Dazu kämen undurchschaubare Strukturen auf der Täterseite, die es extrem schwer machten an die Hintermänner zu kommen. Ein Zugriff gelinge meist nur, wenn Senioren die Masche durchschauten. Dabei helfe, dass viele Großeltern mittlerweile von ihren Enkeln für gängige Betrugsmaschen sensibilisiert würden.