
Hessen Frankfurt: U4 und U5 fahren nach den Sommerferien wieder häufiger
Seit fast eineinhalb Jahren fahren Busse und Bahnen in Frankfurt wegen Personalmangels seltener. Dank einer Kampagne, besseren Arbeitsbedingungen und Massagestühlen hat die zuständige VGF neue Fahrer gewonnen. Zwei U-Bahnlinien fahren so bald wieder im gewohnten Takt.
Für Menschen, die nicht täglich in Frankfurt mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind, muss es wie ein Luxusproblem klingen. Die U-Bahnlinien 4 und 5 fahren seit Monaten nur noch alle siebeneinhalb Minuten. Ähnliches gilt für zahlreiche weitere Linien.
Der Fahrplan war im Januar 2024 reduziert worden, weil es nicht genügend Fahrer gab. Doch die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) hat sich gestreckt, neue Fahrerinnen und Fahrer ausgebildet und eingestellt. Zumindest die Linien U4 (Bockenheim - Enkheim) und U5 (Hauptbahnhof - Preungesheim) können so ab dem 18. August wieder im normalen Takt fahren.
5-Minuten-Takt während der Hauptverkehrszeiten
Das bedeutet, dass sie zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen zwischen 6.30 und 9.30 Uhr sowie am Nachmittag zwischen 15 und 19 Uhr die U-Bahnstationen wieder alle fünf Minuten anfahren. Samstags wird die Taktung nachmittags von zehn auf siebeneinhalb Minuten reduziert, an Sonn- und Feiertagen fahren die Bahnen alle zehn Minuten.
Für Frankfurts Mobilitätsdezernenten Wolfgang Siefert (Grüne) ist das ein "erster Schritt zur Normalität im Öffentlichen Nahverkehr", wie er auf einer Pressekonferenz am Freitag sagte. Die Verantwortlichen hoffen, dass die positive Entwicklung beim Fahrdienst anhält und ab Dezember alle U-Bahnlinien wieder im Normaltakt unterwegs sein werden - also auch die U2, U6, U7 und U8.
1.500 Bewerbungen nach Werbekampagne
Die VGF zählt aktuell 986 Fahrerinnen und Fahrer für U- und Straßenbahnen- rund 100 mehr als noch 2023. Davon sind 875 für den Fahrdienst verfügbar. Manche fehlen wegen Urlaub, Krankheit oder Fortbildung. Doch wie hat die VGF es geschafft, so viele neue Fahrer einzustellen? Schließlich kämpfen allein in Frankfurt mit dem Flughafenbetreiber Fraport und der Deutschen Bahn zwei große Unternehmen um Fahrer und damit um das gleiche Personal.
Die VGF hat zunächst mit einer Kampagne um neue Fahrer geworben. Daraufhin seien rund 1.500 Bewerbungen eingegangen, erklärte Geschäftsführerin Kerstin Jerchel. "Insgesamt gab es im letzten Jahr 10.000 Bewerbungen auf alle möglichen Jobs bei der VGF - ein Rekord."
Höhere Löhne und Massagestühle
In diesem und im kommenden Jahr plant die VGF, jeweils 220 Fahrer und Fahrerinnen auszubilden. Dafür hat sie die Kapazitäten der Fahrschule erhört. Stand jetzt konnten in diesem Jahr bereits 156 neue U- und Straßenbahn-Fahrer ausgebildet werden. Doch die dreimonatige Ausbildung allein reicht nicht, um das Personal langfristig zu binden. Deshalb sind die Arbeitsbedingungen verbessert worden, um die Jobs attraktiver zu machen.
"Dazu zählt auch die Einführung unbefristeter Arbeitsverhältnisse", erklärte Kerstin Jerchel. Zudem sind die Löhne angehoben worden, die Pausenzeiten geregelt und zusätzliche freie Tage eingeführt worden. Auch die Pausenräume seien modernisiert worden. "In einigen stehen inzwischen Massagestühle, die häufig genutzt werden", sagt die VGF-Chefin. Die Quote derer, die den Job wieder an den Nagel hängen, sei um zehn Prozent gefallen.
Kritik von der CDU
Die CDU im Römer freut sich darüber, dass sich die Personalsituation bei der VGF gebessert hat. Sie kritisiert aber auch, dass nicht noch weitere U-Bahnlinien nach den Sommerferien im alten Takt fahren, insbesondere die Linien U2 und U8 im Norden Frankfurts. Das sei das falsche verkehrspolitische Signal, monierte der mobilitätspolitische Sprecher, Frank Nagel. "Mit dem Schul- und danach mit dem Semesterbeginn wird die Nachfrage steigen." Wenn die U-Bahnen dann im reduzierten Betrieb fahren, schade dies dem Vertrauen der Fahrgäste.
Tom Reinhold, der Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft traffiq hofft, dass sich die Situation ab Dezember auf allen U-Bahnlinien normalisiert. "Anschließend geht es dann an die Fahrpläne der Busse und Straßenbahnen", sagte er.
Denn auch bei den Bussen häufen sich die Ausfälle. Fahrer gibt es laut Mobilitätsdezernent Siefert inzwischen genug, Probleme machen ihm zufolge aber die teils veralteten Busse. Er hofft auf eine erste Entspannung ab Herbst: Dann werden zehn neue Wasserstoffgelenk-Busse geliefert. Im kommenden Jahr erhält die Stadt außerdem rund 50 Dieselbusse, die sie für fünf Jahre geleast hat.
Nicht nur Fahrer fehlen
Doch auch an anderer Stelle braucht die VGF weiter neues Personal: In der Werkstatt ist das Durchschnittsalter der Beschäftigten aktuell hoch, viele gehen in den kommenden Jahren in Rente. Ohne Mechaniker kann der Bahnbetrieb aber nicht reibungslos funktionieren.
Aus diesem Grund sucht die VGF auf TikTok und Instagram per Kampagne nach Auszubildenen. "Wir wollen nach und nach Auzubis ins System bringen", erklärte Kerstin Jerchel. Das Werkstattpersonal soll so verjüngt werden.