
Hessen Radrennen Eschborn-Frankfurt 2025: Lokalmatador Jonas Rutsch steht plötzlich im Fokus
Nach seinem erfolgreichen Abschneiden bei Paris-Roubaix und dem verletzungsbedingten Ausfall von John Degenkolb pocht das hessische Radsport-Herz am 1. Mai plötzlich für Jonas Rutsch. Der Erbacher will das Rampenlicht genießen.
Dass Jonas Rutsch im vergangenen Jahr das Radrennen Eschborn-Frankfurt als bester Deutscher abschloss, war nicht mehr als eine Randnotiz. Klar, der Erbacher wurde Siebzehnter, spielte also auch in der Schlussphase des spannenden Rennens eine (kleine) Rolle, die Schlagzeilen aber gehörten anderen Profis.
Dem umjubelten Sieger Maxim Van Gils natürlich, auch dem eigentlichen Top-Favoriten Marc Hirschi, und vor allem dem Lokalmatadoren John Degenkolb. Der Oberurseler war dem Feld schließlich lange vorausgefahren, hatte sich zum Bergkönig des hessischen Klassikers aufgeschwungen und zog deshalb die größte Medien-Öffentlichkeit auf sich.
Ein verlässlicher Helfer
Doch: Eine solch vermeintlich unbefriedigende Szenerie gehört zur Radsport-Leben des Jonas Rutsch schlicht dazu. Der 27-Jährige ist kein Mann für die erste Reihe, auch in seinem belgischen Team Intermarché-Wanty, für das er seit dieser Saison fährt, nicht. Rutsch gilt als verlässlicher Helfer für den Kapitän seiner Mannschaft, den schillernden Sprinter Biniam Girmay.
Auch bei der nahenden Tour de France soll er dem Star aus Eritrea wieder mit all seinen Kräften zum Sieg verhelfen, "dafür ordne ich alles unter", sagt Rutsch. In erster Linie sich selbst. Die Momente, in denen er selbst ins große Schaufenster des Radsports tritt, sind selten für den Odenwälder.
Ein Ausrufezeichen in der Weltspitze
Und wenn, dann wollen sie voll ausgekostet werden. So wie kürzlich beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix. Da nämlich strampelte sich Rutsch zu einem "Achtungserfolg", wie er selbst den sechsten Platz nannte. Und es war sogar noch ein bisschen mehr als das: Rutsch fuhr an diesem Tage rein in den Kreis der Weltbesten, er war einer von ihnen, hatte sogar die Ausreißer-Gruppe initiiert. Die mediale Aufmerksamkeit schnellte - zumindest kurzzeitig - nach oben.
"Er hat sein Herz bei Roubaix in die Hand genommen", lobte auch Degenkolb seinen hessischen Kollegen gegenüber dem hr-sport. Man muss wissen: Degenkolb, derzeit schwer verletzt, und Rutsch verstehen sich bestens, sind sogar gute Kumpels und nicht nur einmal zu Trainingszwecken den Feldberg gemeinsam hinaufgeradelt. Er, Degenkolb, habe Rutsch bei einem Telefonat nach dem Roubaix-Erfolg geraten, das Fahrrad erstmal ein paar Tage weitestgehend in die Ecke zu stellen, runterzukommen und den Moment zu genießen.
Degenkolb spricht Rutsch Mut zu
Rutsch weilte tatsächlich zuletzt mit seiner Familie im Urlaub, ließ vorsorglich aber schon einmal übermitteln, dass er sich sehr freue auf sein hessisches Heimrennen am 1. Mai (ab 12 Uhr/live im hr-fernsehen sowie im hessenschau.de-Livestream). "Er wird sich sicher nicht nur ins Feld setzen", ist sich auch Degenkolb mit Blick auf den Allrounder sicher: "Er will bestimmt etwas zeigen und wird das Rennen animieren."
Zwar zählt der zweimalige Teilnehmer der Frankreich-Rundfahrt bei Frankfurt-Eschborn nicht zu den absoluten Favoriten des hochkarätig besetzten Feldes, eine Außenseiter-Chance wird ihm aber nicht nur von Degenkolb eingeräumt. "Er ist ein absoluter Beißer", sagt sein hessischer Verbündeter. Eine Eigenschaft, die vor allem bei Paris-Roubaix hilfreich ist, auch in hiesigen Gefilden aber sicher nicht schadet.