Collage aus drei Fotos in Form von schrägen Streifen nebeneinander: links Hessenwappen, in der Mitte ein Hotelzimmer, rechts Polizisten auf der Lahn. Darauf eine weiße Blase mit zwei gerundeten Ecken in welcher mit dunkler Schrift "Hessen am Abend" steht.

Hessen Hessen am Abend: 6PM-Hype sorgt für Aufruhr, Lebenslänglich für einen brutalen Mord

Stand: 25.04.2025 18:49 Uhr

Tausende stehen für Streetwear Schlange, Kasseler Hoteliers drohen mit Gericht, und der Mord an einem Rollstuhlfahrer wurde mit lebenslanger Haft geahndet. Das und mehr gibt es in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.

Von Sven-Oliver Schibat

Jugendliche sind besonders anfällig für Fake News. Das sage nicht ich, sondern Forscher, die 66.000 Menschen befragt haben, um mehr über ihre Medienkompetenz zu erfahren.

Um dagegen etwas zu tun, gibt es im Hessischen Rundfunk ab Mai den Creator Room. Dort können Medienkompetenz-Workshops für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe kostenlos und ganzjährig gebucht werden. Alle Infos dazu finden Sie hier.

Eigenwerbung Ende. Und weiter geht es mit diesen Themen:

Sweatshirts sorgen für Chaos

Mode war nie mein Ding, und ob eine Marke gerade angesagt war oder nicht, hat mich nie wirklich interessiert. Vielleicht habe ich deshalb auch noch nie von 6PM gehört.

Dabei handelt es sich, wie ich heute gelernt habe, um ein Streetwear-Label, das 2016 in Frankfurt gegründet wurde. Wie bei vielen Hype-Labels sind die Kollektionen hier streng limitiert und dementsprechend begehrt.

So begehrt, dass ein über Social Media angekündigter Warehouse-Sale gestern zu tumultartigen Szenen rund um den Frankfurter Zoo führte.

Tumulte bei 6pm-Aktion am Frankfurter Zoo

Pech für die zum Teil von weit her angereisten Jugendlichen: Die Aktion wurde abgebrochen, bevor auch nur ein Kleidungsstück verkauft werden konnte. Heute um 12 Uhr wurde dann ein neuer Versuch mit einem neuen Sicherheitskonzept gestartet. Bis zu 4.500 Menschen wurden heute erwartet.

Wenn Sie also einen Jugendlichen mit einem 6PM-Hoodie sehen, wissen Sie jetzt, wie schwer es war, ihn zu bekommen, und können entsprechend Eindruck schinden, wenn Sie würdigend darauf eingehen.

Nicht schwer zu finden, aber dennoch eine Würdigung wert ist das Motiv unserer heutigen Momentaufnahme. Blüten im Frühling gehen einfach immer.

"Überall blüht es so schön", schreibt uns hessenschau.de-Nutzerin Isabell Paukner aus Gießen zu ihrem Foto.

"Überall blüht es so schön", schreibt uns hessenschau.de-Nutzerin Isabell Paukner aus Gießen zu ihrem Foto.

Hoteliers drohen im Streit um Kasseler Übernachtungssteuer mit dem Gericht

Ab 1. Juli will die Stadt Kassel eine Übernachtungssteuer in Höhe von fünf Prozent pro Übernachtung einführen. Nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg (IHK) würden dann 71 Prozent der befragten Unternehmen eher außerhalb Kassels nach Zimmern suchen. Das wären laut IHK 75.000 von insgesamt 87.000 geschäftlichen Übernachtungen.

Kein Wunder also, dass die Hoteliers der Stadt mit der Steuer nicht einverstanden sind. Um die Übernachtungssteuer zu verhindern, sammeln sie jetzt Unterschriften für einen Bürgerentscheid.

Die Stadt lässt das allerdings relativ kalt, denn dort ist man überzeugt, dass selbst ein solches Votum nichts an der Einführung der Steuer ändern würde. Ein Sprecher verwies gegenüber dem hr auf Paragraf 8b der Hessischen Gemeindeordnung (HGO). Demnach sei ein Bürgerentscheid zu Gemeindeabgaben nicht möglich. Darunter falle auch die geplante Übernachtungssteuer, teilte die Stadt mit.

Die Hoteliers geben sich dennoch kämpferisch: Sollten die Stadtverordneten dem Vorhaben am 5. Mai zustimmen, werde man "selbstverständlich erwägen, das zuständige Verwaltungsgericht anzurufen", so Jasmin Ohlendorf, Hoteldirektorin und Mitinitiatorin der Unterschriftenaktion.

Getötet, um ins Gefängnis zu kommen: Lebenslang für Mord an Rollstuhlfahrer

Es gibt Geschichten, die machen einfach sprachlos: Am 7. März 2024 tötete ein 30-Jähriger im Frankfurter Bahnhofsviertel einen obdachlosen Rollstuhlfahrer mit mindestens zehn Messerstichen.

Die Geschichte ist an sich schon schlimm, aber das Motiv für die Tat ist wirklich heftig: Dem arbeitslosen und von Obdachlosigkeit bedrohten Mann ging es nach Einschätzung des Gerichts darum, sich auf diese Weise Kost und Logis im Gefängnis zu sichern.

Am Tattag packte der Mann aus dem rheinland-pfälzischen Nastätten demnach ein großes Küchenmesser ein und fuhr ins Frankfurter Bahnhofsviertel. Dort suchte er sich nach den Feststellungen des Gerichts ein Opfer, das selbst ihm als kleinem, schmächtigen und ängstlichen Mann unterlegen war.

Kurz nach der Tat ließ er sich dann anscheinend ungerührt von der Polizei festnehmen. Das Landgericht Frankfurt verurteilte ihn deshalb wegen Mordes zu lebenslanger Haft.

Warum wurde Pawlos nicht eher gefunden?

Als bekannt wurde, dass der sechsjährige Pawlos tot in der Lahn gefunden wurde, haben einige Leute unter unsere Posts auf Instagram geschrieben, dass sie es merkwürdig finden würden, dass die Leiche erst nach so vielen Wochen gefunden wurde und dass doch Taucher den Fluss abgesucht hätten - man hätte ihn doch schon früher finden müssen.

Ganz so einfach ist das aber nicht, wie uns Marcel Verhoff, Leiter der Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt, im Interview erklärte.

Menschliche Leichen sinken immer erst einmal auf den Grund eines Gewässers. Dass sie irgendwann wieder auftauchen, liegt an den Fäulnisgasen, die sich im Körper bilden und wieder für Auftrieb sorgen. Je nach Wassertemperatur geht das schneller oder langsamer. Ist das Wasser zu kalt, tauchen Wasserleichen sogar gar nicht mehr auf.

Und dass Taucher die Leiche nicht finden konnten, ist auch nicht ungewöhnlich: Die Sichtverhältnisse in Flüssen wie der Lahn sind alles andere als optimal. Selbst für geübte Taucher ist es schwierig, da überhaupt etwas zu finden.

Am kommenden Mittwoch um 18 Uhr findet übrigens in der Weilburger Schlosskirche ein Gedenkgottesdienst für Pawlos statt. Mehr dazu hier.

Weitere Themen des Tages

Ein kurzer Blick über den Tellerrand

  • Was ist denn nun eigentlich mit unserer neuen Bundesregierung? Seit mehr als zwei Wochen gibt es einen Koalitionsvertrag, und seitdem ist nichts mehr passiert - könnte man meinen. Doch der Eindruck täuscht. Tatsächlich gibt es einen konkreten Zeitplan für die nächsten Schritte. Im Idealfall könnte CDU-Chef Friedrich Merz am 6. Mai zum Bundeskanzler gewählt werden.
  • Der 21-jährige Lorenz A. starb in der Nacht zum Ostersonntag in Oldenburg durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft vorläufige Ermittlungsergebnisse vorgelegt. Demnach steht fest, dass Lorenz A. ein Messer bei sich hatte. Anhaltspunkte dafür, dass Lorenz A. die Polizisten vor den tödlichen Schüssen damit bedroht habe, gibt es laut Staatsanwaltschaft derzeit aber nicht.

Streaming-Tipp: Inside Skyline Frankfurt

Was verbirgt sich hinter den glänzenden Fassaden von Deutschlands einzigartiger Skyline? In der zweiten Staffel der Doku "Inside Skyline Frankfurt" erwarten Sie nicht nur beeindruckende Perspektiven auf die faszinierende Architektur, sondern auch exklusive Einblicke in das Leben der Menschen, die in den Türmen von "Mainhattan" arbeiten, wohnen und feiern.

Diesmal geht es um den Westend Tower, den Messeturm, das One Forty West und den Main Tower. Die neue Staffel ist ab sofort in der ARD-Mediathek abrufbar.

Podcast-Tipp: Ostwärts - Reisen zwischen Fernweh und Fettnäpfchen

Was bedeutet die georgische Gastfreundschaft für die Leber? Und warum sollte man in der Mongolei unbedingt mit den Füßen nach Süden schlafen? Wie übersteht man einen Pferdetreck, ohne reiten zu können, und warum gießt man in Zentralasien den Tee immer dreimal zurück in die Kanne?

Antworten auf all diese Fragen gibt der Podcast "Ostwärts - Reisen zwischen Fernweh und Fettnäpfchen". Julia Finkernagel und Nikolas Golsch nehmen Sie mit auf eine Reise durch Georgien, die Mongolei, Montenegro und Kirgisistan. Die Audios finden Sie wie immer in der ARD-Audiothek.

Eins noch ...

Berufe im Handwerk stehen bei Jugendlichen oft nicht ganz oben auf der Wunschliste. Dabei sind gerade diese Berufe ziemlich krisensicher. Dächer müssen immer gedeckt werden, und einen Tisch kann eine künstliche Intelligenz vielleicht entwerfen, aber nicht bauen.

Deshalb müssen sich Menschen wie Tischlermeister Eduard Anselm aus Aachen auch noch keine Sorgen machen, in absehbarer Zeit von einer KI ersetzt zu werden.

Auch über mangelnden Nachwuchs kann er sich in seiner Tischlerei nicht beklagen. Zurzeit hat er zum Beispiel einen Auszubildenden im Betrieb, mit dem er sehr zufrieden ist. Dessen Mitschülerinnen und Mitschüler in der Berufsschule sind ebenfalls voll des Lobes. Etwas ungewöhnlich an Azubi Walter ist allerdings sein Alter ...

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bis Montag!

Ihr Sven-Oliver Schibat (findet es gut, dass dieser Kollege vom ZDF offenbar seine Bestimmung gefunden hat)

Sven-Oliver Schibat

Sven-Oliver Schibat