Ein Gelenkbus fährt durch Hamburg.

Hamburg Hamburger Dieselbusse sollen länger fahren - mit "Frittenfett"

Stand: 13.06.2025 06:13 Uhr

Die Hamburger Hochbahn setzt bei den Bussen in der Stadt auf eine neue Strategie. Dieselfahrzeuge sollen demnach länger fahren als geplant. Auch wegen des Förderstopps für Elektrobusse.

Zum Jahresende fällt die Bundesförderung von rund 150.000 Euro pro Elektrobus weg, dann kostet ein solches Modell die Hochbahn rund 600.000 Euro - rund doppelt so viel wie ein Dieselbus.

Dieselbusse sollen zwei bis drei Jahre länger fahren

Nun bestellt Hochbahn-Vorständin Merle Schmidt-Brunn weniger E-Busse und will stattdessen die mehr als 1.000 Dieselmodelle länger betreiben. "Wir werden auf verlängerte Nutzungsdauern unserer Solo- und Gelenkbusse setzen und dort ein Ertüchtigungsprogramm aufsetzen, sodass unsere Dieselbusse zwei bis drei Jahre länger fahren können", sagte Schmidt-Brunn am Donnerstag.

"Frittenfett" soll das Klima schonen

Allerdings sollen sie von 2026 bis 2029 auf den als weniger klimaschädlich geltenden Kraftstoff HVO umgestellt werden. HVO steht für "Hydrotreated Vegetable Oils", also mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) nannte den Kraftstoff mit Blick auf das Recycling von Altfetten "Frittenfett". Schmidt-Brunn sprach von Ölen aus der Industrie, die man sonst wegschmeißen würde. 

Für die langen Busse gibt es noch keine E-Lösung

Tjarks machte auf ein weiteres praktisches Problem aufmerksam: Für die besonders großen XL-Busse der Hochbahn mit einer Länge von 21 Metern gebe es noch gar keine Elektroversion. Doch die Hochbahn brauche diese Fahrzeuge bis zur Inbetriebnahme der neuen U-Bahnlinie U5 im Jahr 2040, danach aber nicht mehr.

Dieselmodelle als "strategische Busreserve"

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte der Verkehrssenator: "Wir müssen uns überlegen, ob wir als Staat aufgrund der Kriegsereignisse in Europa eine strategische Busreserve brauchen, die nicht auf Elektro läuft." Schmidt-Brunn ergänzte: "Wenn Sie sich vorstellen, dass wir in Hamburg einen Stromausfall von 24 bis 48 Stunden haben, dann sind unsere E-Busse nicht mehr einsatzfähig." Ende April hatte ein großflächiger Blackout das Leben in Spanien und Portugal mehr als zehn Stunden lang lahmgelegt.

Bis Ende 2025 sollen 425 E-Busse fahren

Nach einem Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft aus dem Jahr 2019 soll die gesamte städtische Busflotte bis 2030 auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Dieses Ziel hatte die Hochbahn bereits im vergangenen Jahr offiziell auf 2032 verschoben. Die Zahl der E-Busse bei der Hochbahn soll bis Ende 2025 auf 425 steigen. Im vergangenen Mai waren 363 in Betrieb, Ende vergangenen Jahres waren es 280.

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 13.06.2025 | 06:00 Uhr