Bei der Leag Betriebsversammlung wird der Schriftzug "Kein Blackout" vom Publikum hochgehalten.(Quelle:rbb/A.Rausch)

Brandenburg Gaskraftwerke: Leag-Beschäftige protestieren gegen Südbonus der Bundesregierung

Stand: 12.06.2025 15:34 Uhr

Neue Gaskraftwerke sollen künftig vor allem im Süden Deutschlands entstehen: Der Vorschlag von Wirtschaftsministerin Reiche sorgt bei Leag-Mitarbeitenden in Cottbus für Proteste. Denn er könnte schwerwiegende Folgen für die Lausitz haben.

Mehr als 1.500 Mitarbeitende des Energieunternehmens Leag haben am Donnerstag in Cottbus gegen den Südbonus für neue Gaskraftwerke protestiert. Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) hatte Anfang Juni in Bayern angekündigt, dass zwei Drittel der künftig ausgeschriebenen Gaskraftwerksleistung im Süden Deutschlands entstehen soll. "Wir planen einen Südbonus, der mit zwei Dritteln der insgesamt ausgeschriebenen Kapazität im technischen Süden gebaut wird", so die CDU-Politikerin.

Ein Mitarbeiter der LEAG steht auf dem Gelände im Kraftwerk Boxberg. (Quelle: dpa/Paul Glaser)
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67 Prozent der neuen Gaskraftwerke sollen in den Süden

Das würde bedeuten: Etwa 13,3 der geplanten 20 Gigawatt Kraftwerksleistung in Deutschland würden vor allem nach Bayern und Baden-Württemberg fließen - nur 6,7 Gigawatt blieben für den Rest.
 
„Wir wollen als Leag weiterhin Energie erzeugen, dazu gehören natürlich auch Gaskraftwerke. Wir sind nicht erfreut darüber, im Gegenteil, für uns bedeutet das ein Verbauen der Zukunftschancen“, sagte der Vorsitzender des Konzernbetriebsrats, Uwe Teubner, dem rbb am Donnerstag während der Belegschaftsversammlung im Cottbuser Stadion. Anstelle eines einseitigen Südbonus fordert er einen Transformationsbonus für Gaskraftwerke: "Es ist uns im Rahmen der Kommission der Abschlussberichte zugesagt worden, dass wir eine Chance erhalten. Dafür brauchen wir den Transformationsbonus in der Lausitz, wenn es um Gaskraftwerke geht."
 
Regionen wie die Lausitz, die sich aktiv um Ersatzinvestitionen nach dem Kohleausstieg bemühen, würden ansonsten massiv benachteiligt und trotz konkreter Projektpläne vor Ort leer ausgehen.

LEAG Jänschwalde, Kraftwerk in der Lausitz (Bild: rbb/Axel Schneppat/EIKON Media)
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Leag-Projekte stehen seit zwei Jahren bereit

Die Leag hat an den Standorten Schwarze Pumpe und Jänschwalde bereits wasserstofffähige Gaskraftwerke geplant. Diese sollen einspringen, wenn erneuerbare Energien nicht verfügbar sind, zum Beispiel dann, wenn weder Sonne scheint noch Wind weht. "Wir sitzen in den Startblöcken, und das seit zwei Jahren", sagte Leag-Vorstandschef Adolf Roesch im Februar.
 
Technisch gesehen hat die Lausitz durch bestehende Netzanbindungen, Kraftwerksstandorte und Wasserstoffprojekte sehr gute Voraussetzungen für neue flexible Kraftwerke. Die geplanten Gaskraftwerke sind zentrale Bestandteile des Strukturwandels, zum einen um Arbeitsplätze zu erhalten und zum anderen um den Industriestandort zu sichern. Dazu kommt, dass sich auch andere innovative neue Industrien nur in der Region ansiedeln, wenn auch genug grüner Strom vorhanden ist.
 
Der Südbonus könnte genau diese Investitionen verhindern oder abziehen und dadurch auch den Strukturwandel gefährden. Noch ist der Vorschlag nicht beschlossen. Die EU-Kommission muss der Förderung erst noch zustimmen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.06.2025, 11 Uhr