Ein Projektmitarbeiter sammelt die Waren auf dem Marktplatz ein und bestückt anschließend die Drohne. (Quelle: rbb/Haase-Wendt)

Brandenburg Ende der Testphase: Lieferdrohne hebt in Wusterhausen/Dosse vorerst nicht mehr ab

Stand: 12.06.2025 13:14 Uhr

Ein Jahr lang flog die Marktschwalbe Brötchen und Wurst aus Wusterhausen/Dosse nach Trieplatz und Barsikow. Nun ist die Testphase des Drohnen-Pilotprojekts beendet. Gezählt wurden 50 Flüge und weitaus mehr technische Probleme.

In Wusterhausen/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) ist am Dienstag zum vorerst letzten Mal die Lieferdrohne Marktschwalbe abgehoben. Damit endete die Testphase des Pilotprojekts.
 
Ein Jahr lang wurde mithilfe einer Förderung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Höhe von 500.000 Euro ausprobiert, wie die mehrere Kilometer entfernt liegenden Ortsteile Trieplatz und Barsikow per Drohne mit Brötchen, Wurst und Drogeriewaren beliefert werden können. Dort gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten.
 
Insgesamt gab es aber nur gut 50 Test- und Lieferflüge, denn die Drohnentechnik machte viele Probleme.

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Schwierigkeiten bei der Präzisionslandung

"Für den eigentlich geplanten Regelbetrieb, nämlich zweimal in der Woche zu liefern, war das System eigentlich technisch nicht tauglich und ausreichend", sagte Robin Kellermann von der Projektfirma Luftlabor dem rbb. Das habe insbesondere den Bereich der Präzisionslandung betroffen.
 
Vorgesehen war, dass die Lieferdrohne nicht irgendwo im Vorgarten landet, sondern in einem Drohnenport, einer Art Podest innerhalb eines knapp fünf mal fünf Meter großen umzäunten Raums. Dafür habe es im Vorfeld der offiziellen Testphase auch schon Proben gegeben, so Kellermann.

 
Dennoch: "Wir hatten mit der Hardware und Software unerwartet viele Probleme", bilanzierte Projektleiter Tobias Biehle. Im Frühling wurde das Drohnensystem deshalb ausgetauscht. Der Wechsel von einem portugiesischen zu einem deutschen Drohnenhersteller habe Fortschritte und auch logistische Vorteile gebracht. Wartungen und Reparaturen seien dadurch schneller gegangen.

Bestellungen vom Markt kamen per Auto statt Drohne

Irmtraud und Jörg Mertens aus Trieplatz haben das Einkaufen per Drohne ausprobiert. "Ich habe meine Bestellung gemacht und dann wurde mir gesagt, in wie vielen Minuten die Drohne hier landet", berichtete Irmtraud Mertens. Am Drohnenport landete aber nichts.
 
In Wusterhausen/Dosse hatte eine Mitarbeiterin des Projekts Stadt-Land-Drohne die Ware bereits eingekauft - etwa im Bäcker, beim Fleischer oder in einem Drogereimarkt. Das Paket brachte sie dann aber mit dem Auto nach Trieplatz. Das Ehepaar Mertens war enttäuscht.
 
"Noch sind wir mobil. Aber es kann ja passieren, dass wir es irgendwann nicht mehr sind", sagte Jörg Mertens. Einkaufsmöglilchkeiten im Ort hat er nicht mehr, deshalb findet er die Drohnen-Idee prinzipiell gut. "Aber es muss ausgereifter sein", so der Testkäufer, der in der experimentellen Erprobungsphase wie alle anderen Testkäufer keine Liefergebühren zahlen musste.

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Lokale Läden und Händler sollen gestärkt werden

Fleischermeister Jörg Ribbe zum Beispiel findet es gerade für die ältere Bevölkerung gut, fragt sich aber, ob alle mit der Technik zurechtkommen. Lokale Geschäftsinhaber und Händler wie er sind dem Projekt gegenüber aufgeschlossen und angetan – und stehen neben den Belieferten auch im Fokus. "Es geht ja wirklich darum, mit dem Projekt nicht die Discounter in die Lage zu versetzen, einen höheren Absatz zu bekommen, sondern an den zwei Markttagen dienstags und freitags den Einzelhandel und die Strukturen, die es in Wusterhausen gibt, zu stärken", sagte Robin Kellermann von der Projektfirma Luftlabor.

Wusterhausen würde Drohnen-Projekt gerne weiterführen

"Wir haben jetzt die Strukturen geschaffen und eine Genehmigung vom Luftfahrtbundesamt erhalten, hier noch mehr Orte anschließen zu können", führte Kellermann weiter aus. Seine Hoffnungen liegen nun unter anderem auf einem Forschungsvorhaben an einer Hochschule in der Region, in dessen Rahmen die Marktschwalbe möglicherweise weiterfliegen könnte.
 
Auch die Gemeinde Wusterhausen/Dosse würde das Projekt gerne weiterführen. Allerdings gibt es bislang keine neue Finanzierung. "Trotzdem ist es wichtig und schön, dass wir hier Erkenntnisse erzielen konnten, die nicht nur regional Beachtung finden, sondern europaweit", sagte Wusterhausens parteiloser Bürgermeister Philipp Schulz.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.06.25, 10:30 Uhr