Neubau von Wohnungen in Berlin (Quelle: dpa/Thomas Trutschel)

Berlin Landeseigener Wohnungsbau in Berlin 2024 eingebrochen

Stand: 14.06.2025 08:12 Uhr

Fast 1.000 Wohnungen weniger haben die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in Berlin im vergangenen Jahr gebaut als noch 2023. Vor allem bei Sozialwohnungen verfehlen sie ihr Ziel deutlich.

Die sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen haben im vergangenen Jahr rund 20 Prozent weniger neue Wohnungen gebaut als noch im Jahr zuvor. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken im Abgeordnetenhaus hervor, die dem rbb exklusiv vorliegt.
 
Demnach stellten die Unternehmen Degewo, Gesobau, Gewobag, WBM, Stadt und Land und Howoge im Jahr 2024 zusammen 3.461 Wohnungen fertig, davon 906 Sozialwohnungen. Die Unternehmen blieben mit diesem Anteil an Sozialwohnungen deutlich unterhalb der Quote von 50 Prozent, die sie in ihrer Kooperationsvereinbarung mit dem Land Berlin für den Neubau zugesagt haben. 2023 lag die Zahl der fertiggestellten landeseigenen Wohnungen noch bei 4.348.

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Ziel von 6.500 neuen Wohnungen deutlich verfehlt

Auch insgesamt verfehlen die landeseigenen Unternehmen mit der Zahl der fertiggestellten Wohnungen das Ziel von 6.500 neuen Wohneinheiten pro Jahr. Wie aus der Senatsantwort auf die Anfrage des Linken-Abgeordneten Niklas Schenker weiter hervorgeht, gehen die Unternehmen auch für das laufende Jahr nicht davon aus, diese Zielmarke zu erreichen. Prognostiziert sind für das Jahr 2025 insgesamt 4.775 fertiggestellte Wohnungen.
 
Der Senat hatte bereits bei der Gesamtzahl der neugebauten Wohnungen sein Ziel im vergangenen Jahr erneut deutlich verfehlt. Nach Angaben des Amts für Statistik aus dem Mai wurden insgesamt rund 15.000 Wohnungen fertiggestellt, das Ziel sind 20.000 pro Jahr.
 
Die sinkenden Zahlen spiegeln den allgemein vorherrschenden Trend im Baubereich wider: Gestiegene Preise und Material- und Fachkräftemangel machen der Branche seit Jahren zu schaffen.

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Linke spricht von "dramatischen" Zahlen

Der wohnungspolitische Sprecher der Linken im Abgeordnetenhaus, Niklas Schenker, sprach hinsichtlich des Rückgangs bei den landeseigenen Wohnungen von "dramatischen" Zahlen. "Die Berliner brauchen bezahlbaren Neubau", so Schenker. Der kommunale Neubau sei praktisch im freien Fall. Es entstünden nicht nur viel zu wenige, sondern auch zu teure Wohnungen. Nur jede vierte kommunale Wohnung sei eine Sozialwohnung, klagte Schenker.
 
Das sei gemessen daran, dass 60 Prozent der Berliner Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS) haben, viel zu wenig. Denn die landeseigenen Unternehmen seien ohnehin die einzigen, die nennenswert Sozialwohnungen neu errichten. "Die Unternehmen verstoßen klar gegen die Vorgaben des Landes. Das darf nicht folgenlos bleiben", sagte Schenker.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.06.2025, 8 Uhr