Eine Figur des Spiels "Space Invaders" auf einem Berliner Bauzaun

Berlin Interview mit Wista-Chef Sillmann: Wie sich das House of Games für Berlin lohnen soll

Stand: 10.06.2025 11:00 Uhr

Geleitet wird das neue House of Games von der Entwicklungsgesellschaft Wista, die in Adlershof erfolgreich arbeitet. Wista-Chef Roland Sillmann erklärt im Interview, warum das Haus kein Profit machen muss, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

rbb|24: Herr Sillmann, was genau ist denn das House of Games?

Roland Sillmann: Man muss sich klar machen, dass Games eine ganz, ganz wichtige Branche in Berlin ist. Auch für ganz Deutschland ist sie wirtschaftlich sehr relevant. Mit dem House of Games wollen wir Rahmenbedingungen schaffen, dass Firmen, die Spiele programmieren und andere Sachen in der Branche machen, möglichst schnell erfolgreich sein können, möglichst schnell wachsen können und immer die Kontakte finden, die sie wirklich brauchen, um erfolgreich zu sein.
 
Wir betreiben bereits den Technologiepark Adlershof und haben sehr viel Erfahrung damit: Komplett unkuratiert funktioniert sowas nicht. Man muss sich Gedanken machen, wie man Leute wirklich zusammenbringen und gezielt Kontakte herstellen kann - zwischen großen Unternehmen wie in diesem Fall Ubisoft und auch ganz kleinen Unternehmen, die im Extremfall nur aus einer Person bestehen.

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Ubisoft haben Sie angesprochen. Was für Firmen kommen denn noch ins House of Games?

Es sind Firmen unterschiedlicher Größe. Wir werden Etagen haben, die sehr kleinteilig vermietet sind, mit Firmen, die zwischen einem und zehn Mitarbeitende haben. Dann werden wir eine weitere Etage haben, das orientiert sich an den Firmen, die zehn bis vierzig Mitarbeitende haben.
 
Wir leben in einer Zeit, in der viele Firmen nicht mehr unbedingt einen Mietvertrag für zehn Jahre unterschreiben wollen, weil sie nicht wissen, wie das Geschäft weiterläuft. Es kann wachsen, aber auch schrumpfen, also muss man flexibel bleiben. Deswegen haben wir auch Verträge, die erstmal nur eine Dauer von einem Monat haben, die sich aber automatisch verlängert, und bei denen man auch sagen kann: Wir wollen aber zehn weitere Plätze dazunehmen. Dann geht das ab dem nächsten Monat. Oder man will zehn Plätze wieder abgeben, dann funktioniert das auch.

Wie trägt sich das denn wirtschaftlich, wenn Mietverträge relativ kurzfristig angelegt sind? Das ist für die Wista ja auch ein gewisses unternehmerisches Risiko.

Das ist es. Das ist aber auch unser Kerngeschäft. Wichtiger ist, dass wir sehr viele Einrichtungen haben, die man geteilt nutzen kann. Wenn man Besprechungsräume braucht, Lounge-Flächen, Podcast-Studios, User-Experience- oder Streaming-Rooms, die sind da und können immer wieder genutzt werden.
 
Dadurch wird das eben sehr wirtschaftlich: Für große Unternehmen, weil sie diese Sachen nicht selbst vorhalten müssen, und für kleinere Unternehmen, weil sie damit erstmalig selbst Zugang zu solchen Einrichtungen haben, die sie sonst gar nicht hätten.

Wie soll sich dieses Projekt denn langfristig tragen?

Wir gehen davon aus, dass wir eine sehr hohe Auslastung haben und damit wird es sich dann auch wirtschaftlich tragen. Wir als Wista sind eine GmbH - eine Landesgesellschaft zwar, aber eine ganz normale Gesellschaft. Das heißt, das unternehmerische Risiko tragen wir und deswegen achten wir darauf, dass wir keine Verluste machen. Wir haben aber auch nicht die Erwartungshaltung, damit Gewinn zu machen. Aus unserer Sicht ist es wichtig, das für Berlin hinzubekommen.
 
Musste die Wista von der Idee eigentlich erst überzeugt werden? In Adlershof gibt es ja eigentlich genug zu tun.
 
Für uns stellt sich immer die Frage: Ist das grundsätzlich eine Sache, die gut für Berlin ist? Da konnten wir beim House of Games sofort 'Ja' sagen. Es ist eine wichtige Branche, die extrem viel Zukunft hat. Das ist Hochtechnologie. Ich persönlich sehe großes Potenzial in der Schnittstelle von Games mit klassischen Technologien, zum Beispiel für Anwendungen im Bereich Industrie 4.0. Niemand versteht besser als Games-Firmen, wie junge Leute Dinge steuern wollen.

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Wie viel Platz gibt es überhaupt im House of Games?

Wir haben über 10.000 Quadratmeter zu Beginn, was schon recht groß ist, können das aber noch mal fast verdoppeln.
 
Was wird denn der Quadratmeter für Firmen kosten?
 
Die Frage ist eher, welche absolute Summe ein Unternehmen zahlt. Was wir gesehen haben bei Firmen, die sich schon für das House of Games entschieden haben, ist, dass sie teilweise 30, 40 Prozent unter den Kosten liegen werden, die sie bislang haben. Nicht, weil die Quadratmeterpreise geringer sind, sondern weil sie weniger Platzbedarf haben und viele unserer Shared-Flächen mit nutzen können. In die müssen sie also nicht mehr investieren und brauchen auch niemanden, der sich darum kümmert. Dadurch kommt die Wirtschaftlichkeit, die es für alle attraktiv macht – und uns die schwarze Null sichert.
 
Profit ist nicht das Ziel, sagen Sie. Welcher Umsatz wird denn angepeilt?
 
Der Profit wird gegen Null gehen, das ist ganz klar. Beim Umsatz wird es eine Summe im einstelligen Millionenbereich sein. Das Andere ist die Wertschöpfung, die damit generiert wird. Und da kann ich jetzt sagen, aufbauend auf Erfahrungen aus anderen Branchen, dass zwischen 20 und 40 Millionen Euro jedes Jahr generiert werden, also auch an Steuereinnahmen. Das ist auch bei Adlershof so: Als Organisator strebt die Wista hier immer ein Nullergebnis an, unsere Firmen zahlen aber inzwischen 650 Millionen Steuern ans Land, jedes Jahr.

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Für die Öffentlichkeit ist wahrscheinlich auch das Computerspielemuseum am spannendsten. Wie viel Platz wird es bekommen?

Wir haben Flächen vorgesehen, die relativ flexibel sind. Das Computerspielemuseum muss nun selbst gucken, wie sie die gestalten kann und wie die Finanzierung aussieht.
 
Und die größte Computerspielesammlung der Welt, die in Berliner Archiven schlummert, soll auch einziehen?
 
Die Flächen dafür hätten wir, aber auch das ist jetzt eine Frage der Finanzierungsstruktur. Davon wird dann die Größe auch abhängen.
 
Aber die Idee ist schon, dass diese Sammlung im House of Games öffentlich zugänglich sein wird?
 
Das ist die Idee, klar. Aber die Idee muss eben auch verwirklicht werden.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview führte Sebastian Schöbel

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.06.2025, 6:00 Uhr