
Berlin "In the Solitude of Cotton Fields" im Admiralspalast: John Malkovich mit großem Gastauftritt in Berlin
Der amerikanische Bühnen- und Filmstar John Malkovich und die preisgekrönte litauische Schauspielerin Ingeborga Dapkūnaitė zeigen in der verkopften Inszenierung von "In the Solitude of Cotton Fields" ihr großartiges und kraftvolles Spiel. Von Alexander Soyez
Es gibt hohen Theaterbesuch im Berliner Admiralspalast - mit John Malkovich und Ingeborga Dapkūnaitė in den Hauptrollen des Zwei-Personen Stücks "In the Solitude of Cotton Fields". Insgesamt dreimal wird das Stück in Berlin aufgeführt, bevor es dann in diesem Juni weiter durch Europa tourt.
Händler und Kunden als Metapher des menschlichen Seins
Worum geht es hier eigentlich? Das ist mit die wichtigste Frage, die auch nach einer guten Stunde in der Einsamkeit der Baumwollfelder nicht wirklich beantwortet wird.
Im Publikumsgespräch nach der kurzen aber intensiven Aufführung am Pfingstmontag im nicht ganz ausverkauften Admiralspalast zitiert Malkovich dann sozusagen den Klappentext des französischen Originalstücks von Bernard-Marie Koltès aus den 1980er Jahren: Es geht um einen Verkäufer und einen Käufer, um einen Händler und einen Kunden, die darüber verhandeln, was der eine anzubieten hat und was der andere will.

Solitude of Cotton Fields
Wechsel als gefährliches Ping-Pong-Spiel
Was hier den Besitzer wechseln könnte oder sollte, das wird nie wirklich klar und ist letztlich auch nicht entscheidend. Wichtiger ist die Atmosphäre auf der Bühne, die von Minute zu Minute schneidender wird.
John Malkovich und Ingeborga Dapkūnaitė feilschen in ihren Rollen nicht nur miteinander, sie beginnen sich zu bekriegen und können gleichzeitig nicht voneinander lassen. Es ist ein bedrohliches Hin und Her der Worte, ein Locken und Wegstoßen, ein gefährliches Ping-Pong-Spiel, in dem es auch sexuell aufgeladen und gewalttätig irgendwann um Macht, Verlangen und Selbstaufgabe geht.
Szenen einer Handels-Ehe
Während frühere seiner Inszenierungen sich meist vor allem als Metaphern auf den Kapitalismus anboten, hat der junge russische Regiestar Timofei Alexandrowitsch Kuljabin hier eher die menschliche Natur und auch die zerstörerische Liebesversuchung im Blick.
Seine Umsetzung und Interpretation des Stoffs hat fast schon etwas von Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" und die von Ingeborga Dapkūnaitė gespielte Verkäuferfigur ist hier erstmal ein Mephisto, der John Malkovich als Kunden in den Bann zieht und dann selbst zum Opfer wird, bis beide ihre Rollen wechseln und sich wie in einem bösen Rausch gegenseitig in den Abgrund treiben und ziehen.

In the Solitude of Cotton Fields
Verkopfte Ideen, lebendiges Spiel
Was hier wirklich erzählt wird, lässt sich kaum entschlüsseln, aber es hat durchaus seinen Reiz, nach einer möglichst plausiblen Deutung dieser intellektuellen Auslotung zu suchen. Ohne jede Pointe, ohne irgendein Angebot der Erleichterung, wird hier schonungslos in die Abgründe menschlicher Tauschgeschäfte geschaut, was leider nicht nur berechtigt anstrengend ist, sondern auch etwas angestrengt wirkt.
Lebendig wird das doch letztlich sehr verkopfte Gedankenkonstrukt des Stücks vor allem durch das großartige und kraftvolle Spiel der beiden Stars und auch durch die Inszenierung, die die beiden mit Live-Kamera-Aufnahmen auf einer Leinwand im oberen Teil der Bühne immer wieder in Nahaufnahmen zeigt und damit ein durchaus aufregendes, spektakuläres Theatererlebnis bietet.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.06.2025, 6:55 Uhr