Symbolbild: Eine soziale Beratung. (Quelle: dpa/Franziska Gabbert)

Berlin Ein Sozialamts-Mitarbeiter kümmert sich um 278 Fälle von Grundsicherung

Stand: 23.04.2025 12:42 Uhr

Die Personalsituation in Berliner Sozialämtern bleibt angespannt. Das geht aus der Antwort der Sozialverwaltung auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Taylan Kurt hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (DPA) vorliegt. Zuvor hatte die "taz" über das Thema berichtet.
 
Die aktuellsten vorliegenden Daten stammen aus dem Jahr 2023. So kümmerte sich bei der Bearbeitung von Anträgen auf Grundsicherung im Durchschnitt jeder damit befasste Mitarbeiter um 278 Fälle. Im Vergleich zu den beiden Jahren davor ist die Größenordnung etwa gleich geblieben.
 
Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Bezirken: So lag der Wert in Marzahn-Hellersdorf zuletzt bei rund 200, in Neukölln bei 265, in Friedrichshain-Kreuzberg bei 271, in Charlottenburg-Wilmersdorf bei 316, in Tempelhof-Schöneberg bei 350 und in Mitte bei 395.

Archivbild: Warteschlange vor dem Rathaus Steglitz-Zehlendorf. (Quelle: rbb)
"Wir sind einfach am Limit"
Wem die Rente nicht zum Leben reicht, der kann Grundsicherung beantragen – bekommen tut er sie in Berlin aber zumeist erst Monate später. Grund ist die sehr angespannte Personallage in den Sozialämtern. Von Sylvia Tiegsmehr

Bezirke nennen Personalmangel als Grund

Berlinweit liegt der Schlüssel deutlich über dem von 1:188, der nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft der Amtsleitungen der Sozialämter nötig wäre. Die "Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung" ist eine staatliche Sozialleistung, die den notwendigen Lebensunterhalt sicherstellen soll.
 
Die Gründe für die hohe Belastung der Sozialämter sind vielschichtig. Die Bezirke weisen unter anderem auf die zunehmende Schwierigkeit hin, geeignetes Personal zu finden. Die Arbeit sei belastend, die Fluktuation entsprechend hoch. Gleichzeitig seien immer mehr Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen.

Grünen-Abgeordneter nennt Zustände "katastrophal"

Erst Ende Januar hatten sich die Sozialstadträte der Bezirke in einem "Brandbrief" an Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) gewandt und auf die Situation hingewiesen. Kiziltepe hatte Maßnahmen zur Entlastung der Behörden zugesagt.
 
"Will Berlin eine wirklich soziale Stadt sein, braucht es funktionierende Sozialämter, die Menschen in Not schnell und unbürokratisch unterstützen", so der Grünen-Abgeordnete Taylan Kurt. "Davon sind wir derzeit jedoch weit entfernt: Die Zustände in den Berliner Sozialämtern sind katastrophal."

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.04.2025, 19:30 Uhr