
Bayern Wassermangel auf Hütten: Kalte Katzenwäsche und Trockentoiletten
Weniger Schnee und Eis in den Bergen, dafür mehr Trockenheit: Der Klimawandel verursacht immer häufiger Wassermangel auf den Hütten. Der Deutsche Alpenverein reagiert jetzt mit neuen Techniken und einer Rückkehr zur Einfachheit.
Baustellenbetrieb auf der Hochlandhütte im Karwendel oberhalb von Mittenwald. Das alte Schutzhaus wird komplett umgebaut, im Fokus steht dabei die gesamte Wasserver- und Entsorgung. Hüttenwirtin Birgit Müller hat es in den Vorjahren öfters erlebt, dass das Wasser im Vorratsbehälter fast ausgegangen ist. Jetzt wird die gesamte Anlage neu gebaut. Die neuen Toiletten werden dann ganz ohne Wasser betrieben, denn allein die Klospülung verbraucht rund 70 Prozent des Bedarfs einer Berghütte.
Und zukünftig wird das Wasser noch knapper, beobachtet Hüttenwirt Stefan Müller, denn vom Winter bleibt - wie in diesem Jahr - immer weniger Schnee im Kar des Wörnergipfels. Das Schmelzwasser aber speist die Quellen für die Hütte und die sind jetzt schon mehrmals versiegt. Die neue Hochlandhütte erhält deshalb auch ein Edelstahldach, über das Regenwasser aufgefangen werden kann, um zusätzlich Wasser zu sammeln.
Trockentoiletten sind das Gebot der Stunde
Regen vom Dach, weil gar keine Quelle da ist, das ist jetzt schon die Situation auf dem Stöhrhaus am Untersberg. Auch hier handelt die zuständige Alpenvereinssektion Berchtesgaden und stellt auf Trockentoiletten um. Die Sache ist teuer, 350.000 Euro kosten drei neue Trockentoiletten die Sektion. Robert Kolbitsch, der Hüttenreferent des Deutschen Alpenvereins, beschäftigt sich vor allem mit Technik und Betrieb der wasserlosen Klos, bei denen feste und flüssige Bestandteile getrennt und dann unterschiedlich weiterbehandelt werden. Gäste müssen sich umstellen und an die neue Technik gewöhnen, auf die Wirtsleute kommt ein höherer Reinigungsaufwand zu.
Klimawandel führt zur Rückbesinnung auf das Einfache
Getrieben durch die Folgen des Klimawandels leitet der Deutsche Alpenverein eine Trendwende auf den Berghütten ein: Komfortverzicht lautet die Devise. Energie, die auch häufig aus Wasserkraft kommt, soll gespart werden und vor allem das Wasser selbst. Auf vier Hütten sind jetzt Umbaumaßnahmen angelaufen, in die der DAV rund 1,5 Millionen Euro investiert, um Ressourcen zu sparen. Für den Alpenverein bedeutet das Ganze nichts weniger als die Wende zu einer neuen Bescheidenheit: das Stöhrhaus und die Hochlandhütte dienen dabei als Modellprojekte.
Auf der Tölzer Hütte im Karwendelgebirge wurde das Konzept bei der Renovierung bereits teilweise umgesetzt: Es gibt keine Duschen und nur noch kaltes Wasser aus dem Hahn, das für eine 'Katzenwäsche' reicht. Die Resonanz bei den Gästen auf die neue Einfachheit ist gut, spätestens, wenn ihnen erklärt wird, wie schwierig die Wasserversorgung auf einer Berghütte ist. "Ein Wochenende ohne geht auch", "gerade wenn man an die Natur denkt, ist es gut, wenn man wieder ein Stück zurückrudert mit den Ansprüchen", sagen zwei Wanderinnen dazu. So könnten die Berghütten sogar eine Vorreiterrolle beim Umgang mit Ressourcen übernehmen. Vor allem geht es dem Deutschen Alpenverein aber darum, die Hütten überhaupt zukunftstauglich zu machen.
Dieser Artikel ist erstmals am 11. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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Quelle: Rucksackradio 14.06.2025 - 06:32 Uhr