
Baden-Württemberg Nach Unfall bei Stuntshow: Wer prüft die Sicherheit solcher Veranstaltungen?
Nach dem Unfall bei einer Monstertruck- und Stuntshow am Montag in Leinfelden-Echterdingen hat der Veranstalter Fehler eingeräumt. Wie steht es um die Sicherheit solcher Events?
Nach dem Unfall bei einer Monstertruck- und Stuntshow in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) mit mehreren Verletzten ist die Ursache weiterhin unklar. Die Ermittler prüften, ob ein Fahrfehler oder ein technischer Defekt am Fahrzeug vorgelegen habe, sagte ein Polizei-Sprecher.
Jetzt müsse das Auto untersucht werden, und die Polizei führe Befragungen durch. Bei der Show mit unterschiedlichen Autos und Fahrzeugen auf einem Baumarkt-Parkplatz am Pfingstmontag hatte sich ein Auto mehrfach überschlagen und war in die Zuschauermenge gerollt. Sechs Menschen wurden dabei leicht verletzt.
Der Fahrer des Stuntwagens sollte einen Überschlag ausführen. Statt ein Mal überschlug sich das Auto mehrfach und geriet in den Zuschauerbereich. Durch den Wagen und die vom Fahrzeug weggeschleuderten Gitter wurden drei Erwachsene und drei Kinder leicht verletzt. Der 21-jährige Fahrer blieb unverletzt.
Veranstalter räumt Fehler ein und bedauert den Unfall
"Wir sind geschockt!", sagt Lorenzo Frank von Frankelli Entertainment, Veranstalter der Stunt- und Motorshow. Was passiert ist, hätte nicht passieren dürfen, so Frank. "Wir haben ja Sicherheitsmechanismen bei solchen Stunts, und die haben am Montag versagt. Das alles ist für uns schon schlimm."
Während eines solchen Stunts sei normalerweise immer ein sogenanntes Abfangauto mit dabei, das parallel zum Stunt-Auto fahre. "Damit, wenn das Stunt-Auto in eine Richtung rollt, in die es nicht rollen soll, es dann eben abgefangen werden kann", erklärt Frank. Die beiden Fahrer der Stunt-Nummer vom Montag hätten schon hunderte Male zusammengearbeitet und geprobt. "Aber gestern hat das Abfangauto versagt, obwohl wir es vor der Show getestet haben. Das ist tragisch, das hätte nicht passieren dürfen", räumt Frank ein. "Da machen wir uns sehr viele Gedanken. Wir sind jetzt sehr froh, dass niemandem etwas Schlimmeres passiert ist."
Auch der Überschlag sei anders gewesen als sonst
Zudem habe sich das Auto auf eine Art und Weise überschlagen, die unüblich sei, erklärt Frank weiter. "Das Auto ist in der Luft nach rechts gedreht. Das werden wir selbst auf einem Testgelände nochmals überprüfen: Warum war das so?" Alle Stunts würden bei der Erstellung der Show immer genau getestet: Wie bewegen sich die Autos? Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es? Wie viel Platz braucht welche Abweichung? Leider hätten diese Erkenntnisse am Montag aber nichts gebracht.
Es tue dem Unternehmen wahnsinnig leid; man habe sich bei den Verletzten und deren Angehörigen entschuldigt. Dieser entsprechende Stunt werde vorerst aus dem Programm genommen, so Lorenzo Frank weiter.
Keine Genehmigung vom Ordnungsamt notwendig
Aber wer überprüft eigentlich die Sicherheit solcher Veranstaltungen? Wird das abgenommen? Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist für eine solche Veranstaltung auf einem Privatgelände in Baden-Württemberg keine Genehmigung oder eine Sicherheitsabnahme durch das Ordnungsamt wie etwa bei Fahrgeschäften notwendig. Das erklärt Patrick Holl vom Gemeindetag Baden-Württemberg dem SWR. Was vor Ort gemacht wird und was da passiert, bleibe im Normalfall Angelegenheit des Veranstalters. Frankelli Entertainment stelle den Städten, in denen sie ihre Show darbieten, jeweils das Sicherheitskonzept vor. Das sei aber nicht zwingend.
Tatsächlich gibt es für Veranstaltungen auf einer privaten Fläche durch einen privaten Veranstalter keine pauschale oder generelle gesetzliche Pflicht oder Genehmigungspflicht. Patrick Holl, Gemeindetag Baden-Württemberg
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen erklärte auf SWR-Anfrage, man sei über die Veranstaltung im Vorfeld nicht informiert gewesen. Lorenzo Frank hingegen sagte auf Anfrage, man habe die Veranstaltung bei der Stadt angemeldet und sei im Austausch mit dem Ordnungsamt gewesen. Dieses habe das Sicherheitskonzept aber nicht sehen wollen.
Hätte das Ordnungsamt eingreifen können? "Wenn wir gefährliche Bestandteile haben, für die es konkrete Einzelgesetze gibt, wie zum Beispiel bei Pyrotechnik oder bei größeren Zeltbauwerken, gibt es für Behörden Anknüpfungspunkte", so Patrick Holl vom Städtetag Baden-Württemberg. Pauschal gebe es aber bei einer Veranstaltung eines privaten Anbieters auf einem privaten Gelände erstmal keine Handlungsmöglichkeit. Das sei nicht in allen, aber in vielen anderen Bundesländern anders.
Jeder kann Stuntfahrer werden
Stuntfahrer haben keine besondere Ausbildung oder Sicherheitsprüfung. Jeder, der einen Führerschein hat, kann laut Frank auch Stuntfahrer oder -fahrerin werden. "Letztlich heißt es: üben, üben, üben", sagt er. Aber alle Fragen der Sicherheit blieben immer allein beim Veranstalter. Frankelli Entertainment arbeite mit vielen Abfang- oder Puffer-Wagen, um das Publikum zu schützen. Auch der nötige Platz sei ein großes Thema bei der Planung. Frank beklagt, dass vor allem in Baden-Württemberg große Gelände wie ein Festplatz so gut wie gar nicht anmietbar seien für die Shows.
Sendung am Di., 10.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW