
Baden-Württemberg Nach Tod von Modepark-Chef Röther: Unternehmen bleibt Linie abseits des Online-Handels treu
Seit vergangenem Juli muss die Röther Gruppe den Verlust ihres langjährigen Chefs Michael Röther ausgleichen. Trotz Schicksalsschlag ist das Unternehmen auf Erfolgskurs.
Die Röther Gruppe aus Michelfeld (Kreis Schwäbisch Hall) will weiter wachsen. Vor allem im Bau- und IT-Bereich sollen neue Mitarbeitende eingestellt werden.
Im Obergeschoss der Zentrale in Michelfeld erinnert eine riesige Leinwand an Michael Röther und sein Lebensmotto "Tu alles, was Du machst, mit Freude". Dass es nach dem plötzlichen Tod des charismatischen Chefs im vergangenen Jahr fast reibungslos weiterging und geht, hängt eng mit der von ihm geprägten Unternehmenskultur zusammen. "Wir mussten Verantwortung übertragen, verteilen und konnten das auch", sagt sein Bruder Thomas Röther. Trotz Trauer und Schmerz - "alle haben gesagt, wir stecken jetzt nicht den Kopf in den Sand. Das hat uns sehr geholfen", ergänzt er. Ein breites Team habe Verantwortung übernommen.

Geschäftsleitung: Fabian Messner und Thomas Röther
Kein Onlineshop - dafür Senior Chef auf TikTok
Seniorchef Martin Röther kommt noch jeden Tag in der Zentrale vorbei. Dem hohen Stellenwert des Online-Marketings kann sich auch der 82-Jährige nicht entziehen. So musste er im November auf Instagram gleich mal Ohrenwärmer und Taschen im Teddyfell-Trend beurteilten oder auf TikTok Weihnachtsstimmung verbreiten. Neben den Social-Media Kanälen setzt Röther auf eine eigene Kunden-App und auch 2,4 Millionen Kundenkarten wurden ausgegeben.
Social-Media-Beitrag auf Instagram von modepark_roether
Einen Online-Shop gibt es nicht. Den eigenen schloss Röther vor zwei Jahren, da er kaum Umsatz machte, aber jede Menge Geld kostete. Den Online-Shop von Adler gibt es seit einem Jahr nicht mehr. "Das war quasi die erste Amtshandlung bei der Übernahme", so Thomas Röther. Stattdessen konzentriert sich die Gruppe lieber auf ihr Kerngeschäft und setzt dabei auf Shopping-Events wie das "Freundinnen-Shopping".
Über 300 Marken für die Zielgruppe Familie
Erfolgreich machen Röther aber nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch eine gezielte Strategie. Das Unternehmen setzt bewusst auf Standorte am Stadtrand von Mittelzentren und meidet die teuren Lagen in den Fußgängerzonen der Metropolen. Meist sind Discounter oder andere Fachmärkte in der Nähe, die zusätzliche Kundenfrequenz bringen und es gibt genügend Parkplätze, sagt Professor Oliver Janz von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn.

Das Sortiment umfasst rund 300 Marken und zielt auf Familien ab.
Die Zielgruppe sind Familien. "Der VW-Bus auf dem Parkplatz draußen trifft es schon ganz gut", meint der neue Röther-Geschäftsführer Fabian Messner. Das Sortiment ist groß, über 300 Marken gibt es zur Auswahl. Preislich geht es etwas oberhalb der Kleidung aus dem Discounter los, endet aber schon deutlich vor Luxus-Labels wie Gucci, Prada und Co. "Eine Jeans für über hundert Euro findet man bei uns eher selten", beschreibt es Messner.
Eigene Bauabteilung plant millionenschwere Großprojekte
Während im Modemarkt Mitbewerber straucheln, expandiert die Röther Gruppe. Zu den mittlerweile gut 5.000 Beschäftigten sollen weitere hinzukommen. "Dieser Spirit motiviert unsere Leute auch, wenn sie merken, es geht voran", sagt Thomas Röther sichtlich stolz. 54 Modeparks hat Röther, dazu Modemarken wie Pierre Cardin, Otto Kern oder Pioneer Jeans. Im vergangenen Jahr wurde zudem die Modekette Adler mit über 120 Filialen übernommen.

In der hauseigenen Bauplanungsabteilung arbeiten zum Beispiel Architekten an neuen Modeparks.
Eine eigene 15-köpfige Bauabteilung plant neue Center und macht in die Jahre gekommene Adler-Filialen fit für die Zukunft. Zurzeit wird hier unter anderem an einem 40.000 Quadratmeter großen Einkaufspark in Hückelhoven bei Aachen geplant, wo im Sommer der Spatenstich erfolgen soll.
"Die Generation Z erleben wir anders, als oft dargestellt"
Seit jeher vertraut das Familienunternehmen auf die Eigenverantwortung seiner Beschäftigten. So dürfen auch schon neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Bereichen eigene Entscheidungen treffen. "Das gilt auch für unsere Auszubildenden, die dürfen dabei auch mal Fehler machen", erläutert Thomas Röther die Unternehmenskultur. "Die Generation Z erleben wir anders, als oft dargestellt", sagt Geschäftsführer Fabian Messner. "Die bringen sich ein, haben gute Ideen und Innovationen."
Die Hierarchien bei Röther sind flach und Führungspositionen werden fast immer hausintern besetzt. Damit es bei der Dienstplanung gerecht zugeht, hilft Röther künstliche Intelligenz, erklärt Professor Oliver Janz von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn:
Herausforderungen in der IT
Die Übernahme von Adler lief nicht für alle gut. In der Verwaltung im Unterfränkischen Haibach (Landkreis Straubing-Bogen) wurden 120 Stellen gestrichen. Einen Betriebsrat hat Röther nicht. Der Zusammenschluss wird unter anderem die IT noch eine Weile beschäftigten. Denn bislang gibt es zum Beispiel noch unterschiedliche Kassensysteme. Perspektivisch will Röther aber nicht nur neue Modeparks, sondern auch neue Adler-Filialen eröffnen.
Sendung am Di., 10.6.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4