
Baden-Württemberg Mahnmal für Kreml-Kritiker Nawalny steht jetzt in Ibach
Ibach (Kreis Waldshut) hat ein Mahnmal für den russischen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny errichtet. Was die kleine Gemeinde im Schwarzwald mit ihm zu tun hatte.
Nach mehr als einem Jahr Vorbereitung ist am Samstagnachmittag das Nawalny-Mahnmal in Ibach, der kleinsten selbstständigen Gemeinde im Landkreis Waldshut, offiziell enthüllt worden. Etwa 90 Personen waren anwesend, darunter auch Nawalnys ehemaliger Fitnesstrainer Björn Leber. Polizeibeamte waren vor Ort, um die Einweihung abzusichern.
Laut Gemeinde sollen mehrfach Bürgerinnen und Bürger den Wunsch nach einem solchen Gedenkort geäußert haben. Also hatte der Gemeinderat schließlich beschlossen, das Nawalny-Mahnmal mit Hilfe von Spenden zu errichten.

In Ibach (Kreis Waldshut) steht ein neues Mahnmal für Kreml-Kritiker Nawalny. Es ist am Samstagnachmittag offiziell enthüllt worden.
Mahnmal steht im Dorfkern von Ibach
Es ist ein kunstvoll gestalteter Brunnen - mit Friedenstaube, Gefängnisstäben und einer Gedenktafel. Auf der Tafel steht: "Richtig, Kraft liegt in der Wahrheit ... Es ist das eigentliche Gebot: Wer die Wahrheit hinter sich hat, wird siegen. - Letzte Worte vor Gericht von Alexej Nawalny"
Das neue Mahnmal am Rathausplatz in Ibach soll an den bekanntesten russischen Kreml-Gegner erinnern: Alexej Nawalny. Denn die Gemeinde Ibach spielte eine Rolle in den letzten Jahren von Nawalnys Leben. "Sein Tod bewegte die Welt, auch uns in Ibach. Seinen Einsatz für Demokratie und Freiheit haben wir alle bewundert", sagt Helmut Kaiser, Ibachs Bürgermeister (CDU), bei der Enthüllung am Samstagnachmittag.

In Ibach (Kreis Waldshut) steht ein neues Mahnmal für Kreml-Kritiker Nawalny. Es ist am Samstagnachmittag offiziell enthüllt worden.
Das Denkmal ist auch ein Appell an uns alle, uns für Frieden und Freiheit einzusetzen. Helmut Kaiser, Bürgermeister von Ibach im Schwarzwald (CDU)
Das Mahnmal solle auch ein Zeichen setzen für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit. Laut Gemeinde ist es zudem als Dank gedacht an die Bürgerinnen und Bürger von Ibach - an deren Solidarität und Gastfreundschaft. Ein Jahr lang sammelten private Initiatoren Spenden und diskutierten über die Gestaltung des Mahnmals.
Nawalny und sein Aufenthalt in Ibach
Was Ibach im Schwarzwald und Nawalny miteinander zu tun hatten? Im Jahr 2020 überlebte Nawalny einen Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich machte. In Berlin wurde er behandelt. Danach ging er zusammen mit seiner Familie für fast zwei Monate in Kur - nach Ibach. "Das war ein prägendes Ereignis für unser Dorf", sagt Bürgermeister Helmut Kaiser.
Ins Gästebuch der Gemeinde schrieb Nawalny: Ibach sei einer der schönsten Orte der Welt. "Er hat sich sehr bescheiden gegeben und dankbar", erinnert sich Kaiser. Nawalny sei relativ am Anfang seines Aufenthalts zu ihm ins Rathaus gekommen und habe sich dafür entschuldigt, dass er der Gemeinde so Umstände bereite. "Er will sich hier erholen, um wieder zurück nach Russland zu gehen. Das hat er gleich zu Beginn schon gesagt", erzählt Helmut Kaiser.
Was Nawalny bei seinem Aufenthalt in Ibach besonders geschätzt haben soll: "Das wunderschöne Wanderwegenetz, auf denen er joggen und Fahrradfahren konnte", sagt Kaiser. Was allerdings ein Problem war für Nawalny: die damals schlechte Internetverbindung in Ibach. "Das hatte ihm ein bisschen gefehlt, denn er wollte ja auch arbeiten", erzählt Kaiser. "Das haben wir heute Gott sei Dank auch behoben."
Im Januar 2021 kehrte Nawalny zurück nach Russland, wo er drei Jahre später in einem russischen Straflager starb.
Nawalny-Unterstützer in Südbaden machen weiter
Für viele war Nawalnys Tod ein Schock - auch für Maria Aro und Alexey Gresko. Aus Sicherheitsgründen hat Maria Aro ihren Namen geändert. Die beiden sind wegen Putin nach Deutschland geflohen und leben jetzt in Südbaden. Früher haben sie Nawalny unterstützt. "Er hat so viele verschiedene Leute aus verschiedenen sozialen Schichten und Generationen in die Politik gebracht", sagt Maria Aro.
Sie und Alexey Gresko treffen sich öfter, schwelgen in Erinnerungen. "Die Worte, die bei mir im Kopf geblieben sind: Gib nicht auf. Putin gewinnt nur dann, wenn ihr aufgebt", sagt Alexey Gresko. Es sind Worte, die Nawalny einmal zu ihm gesagt haben soll.
Gresko war Wahlkampfmanager von Nawalny. 2021 musste Gresko ins Exil. Bei den aktuellen politischen Entwicklungen sei es für die beiden schwer, die Hoffnung nicht aufzugeben, sagen sie. Dass es jetzt ein Mahnmal für Nawalny in Ibach gibt, finden die beiden gut.

Alexey Gresko und Maria Aro schreiben immer wieder Briefe an Oppositionelle, die in Russland im Gefängnis sitzen. Es ist ihr Weg, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Kreml-Kritiker starb in Gefangenschaft
Alexej Nawalny war der bekannteste Gegner von Präsident Wladimir Putin. Der Oppositionsführer kämpfte gegen die offizielle Korruption in Russland. Vor mehr als einem Jahr, im Februar 2024, starb der Kreml-Kritiker in Gefangenschaft. Er war zu 19 Jahren Haft verurteilt worden, unter anderem wegen der Leitung einer extremistischen Gruppe. Seit 2021 saß er in Haft.

Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. In Ibach im Schwarzwald ist jetzt ein Mahnmal für ihn enthüllt worden.
Sendung am Sa., 26.4.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW