
Baden-Württemberg FAQ zur Bergrettung: Wann wird sie aktiv und wer zahlt für ihren Einsatz?
Immer wieder muss die Bergwacht ausrücken, um Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus Notlagen zu retten. Ein häufiger Grund: Selbstüberschätzung. Wann man den Einsatz selbst zahlen muss.
Zwei Bergsteiger, einer von ihnen aus Mannheim, mussten in der Nacht zum Pfingstmontag von der Zugspitze gerettet werden. Die beiden Männer waren völlig unterkühlt, kamen aber unverletzt davon. Laut dem ORF sprach die Polizei von einer unzureichenden Ausrüstung. Einen ähnlichen Vorfall gab es bereits Ende Mai: Eine Familie aus der Nähe von Heidelberg machte sich zu einer Bergwanderung im österreichischen Tennengebirge (Bundesland Salzburg) auf, bis sie nachts nicht mehr weiter kam und die Bergrettung rufen musste. Auch hier hat laut Bergrettung die richtige Ausrüstung gefehlt.
- Bergwacht Schwarzwald verzeichnet immer mehr Einsätze
- Ab wann sollte man die Bergwacht kontaktieren?
- Krankenkasse? Wann man den Einsatz der Bergwacht selbst zahlen muss
- Wie viele Bergwacht-Einsätze werden aus eigener Tasche gezahlt?
- Die Krankenkasse zahlt die Bergrettung nicht: Diese Möglichkeiten gibt es
- Tipps von der Bergwacht, um brenzlige Situationen am Berg zu vermeiden
Bergwacht verzeichnet immer mehr Einsätze
Die Bergwacht Schwarzwald verzeichnete vergangenes Jahr etwa 1.500 Einsätze, berichtet Adrian Probst. Der 36-Jährige ist Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald und berichtet im Gespräch mit dem SWR, die Zahl der Einsätze im Sommer unterscheide sich kaum von der Anzahl im Winter. "Im Winter haben wir es klassischerweise mit Skiunfällen zu tun, im Sommer überwiegend mit Wanderunfällen."
Auffallend sei dabei, dass die Zahl der Einsätze in den vergangenen Jahren zugenommen habe. Der Grund dafür: "Immer mehr Menschen zieht es in die Natur." 1990 habe die Bergwacht Schwarzwald noch etwa 250 Mal im Jahr ausrücken müssen.
Auch das Spektrum der Einsätze habe sich verändert: "von einem 96-jährigen Gleitschirmflieger, der in einem Baum gelandet ist, bis zu der Bergung einer Reiterin aus einer Schlucht."
Ab wann sollte man die Bergwacht kontaktieren?
Die Bergwacht sollte man "lieber früher als später kontaktieren", sagt Probst. Das gelte sowohl im Fall von Verletzungen als auch für Sucheinsätze. "Wenn man den Eindruck hat, dass man mit der Situation überfordert ist, sollte man die Bergwacht kontaktieren. Das macht unsere Arbeit um vieles leichter", sagt Probst.
Hin und wieder gebe es auch Notrufe wegen niederschwelligen Problemen. "Das ist dann ein Preis, den wir zahlen müssen", sagt Probst. Bei der Bergwacht Schwarzwald sei die Zahl der Fehleinsätze jedoch gering.
Krankenkasse? Wann man den Einsatz der Bergwacht selbst zahlen muss
Bergwacht-Landesvorsitzender Probst unterscheidet zwischen zwei Einsatzarten: die Notfalleinsätze, wenn zum Beispiel jemand verletzt ist, und die Sondereinsätze, wenn sich Menschen etwa verlaufen. Der 36-Jährige sagt, sobald es sich um einen medizinischen Notfall handle, würden Einsätze der Bergwacht von der Krankenkasse übernommen.
Wenn wir die verunglückten Personen abtransportieren und sie daraufhin ins Krankenhaus oder zum Arzt gebracht werden, übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür. Adrian Probst, Bergwacht Schwarzwald
Wie viele Bergwacht-Einsätze werden aus eigener Tasche gezahlt?
Etwa die Hälfte der Einsätze der Schwarzwälder Bergwacht werde von den Krankenkassen übernommen. Aus welchen Gründen die Wanderer in eine Notlage geraten, spielt dabei keine Rolle: "Es geht nur darum, ob sie verletzt sind oder nicht."
In der überwiegenden Anzahl der Einsätze der Bergwacht Schwarzwald sei es so, dass entweder die Krankenkasse oder etwa eine Zusatzversicherung die Rechnung übernehmen würden. "Dass jemand eine Rechnung bekommt und diese aus eigener Tasche zahlen muss, haben wir sehr selten", sagt Probst.
Die Krankenkasse zahlt die Bergrettung nicht: Diese Möglichkeiten gibt es
Wenn der Einsatz der Bergwacht nicht medizinisch begründet ist, würden oftmals spezielle Zusatzversicherungen die Rechnung übernehmen. "Das kann beispielsweise eine Bergversicherung sein", sagt Probst. Oftmals würden die Kosten vom Deutschen Alpenverein übernommen, wenn die Betroffenen Mitglieder sind.
In Österreich werden hingegen selbst die Bergungskosten bei Unfällen nicht ersetzt. Laut der Bergrettung Vorarlberg, die sich auf das österreichische Sozialversicherungsgesetz beruft, werden die "Bergungskosten und die Kosten der Beförderung bis ins Tal bei Unfällen in Ausübung von Sport und Touristik nicht ersetzt".
Tipps von der Bergwacht, um brenzlige Situationen am Berg zu vermeiden
Um brenzlige Situationen zu vermeiden, rät Probst allen Berg-Begeisterten, eine ehrliche Selbsteinschätzung zu treffen. "Bin ich heute in der körperlichen Verfassung, die Tour zu meistern“, sollte man sich laut Probst fragen.
Bereits im April 2025 hat Adrian Probst im Interview mit SWR4 die Ursachen für mehr Unfälle in den Bergen erläutert:
Zudem sei eine gute Ausstattung von großem Vorteil, "dabei beobachten wir, dass es zunehmend besser wird", berichtet Probst. Zudem sollte man ein aufgeladenes Handy bei sich tragen und auch als Angehöriger frühzeitig Alarm schlagen. "Wenn man am Berg den Eindruck hat, man kommt in Schwierigkeiten und ist mit der Situation überfordert, dann lieber früher als später Hilfe holen."
Sendung am Di., 10.6.2025 11:30 Uhr, SWR4 BW Studio Mannheim - Regionalnachrichten