In Efringen-Kirchen sortiert eine neue Maschine die Kirschen nun auch nach Qualität.

Baden-Württemberg Efringen-Kirchen: Weshalb eine KI und keine Menschen die Kirschen sortiert

Stand: 10.06.2025 19:00 Uhr

Ist die Kirsche zu klein oder zu weich? In Efringen-Kirchen entscheidet das eine Künstliche Intelligenz. Die ist effektiv aber auch hungrig nach neuen Daten.

Von Kristin Haub, Paula Zeiler

Ein Landwirt aus Efringen-Kirchen (Kreis Lörrach) hat sich für seinen Obsthof Hilfe von einer Künstlichen Intelligenz (KI) geholt. Eingebaut ist die KI in seiner neuen Sortiermaschine für Kirschen. Mit ihr haben weiche oder braune Kirschen keine Chance mehr. Ein Wissenschaftler der Universität Hohenheim findet, dass KI in der Landwirtschaft ein riesiges Potenzial habe, aber auch Tücken.

Künstliche Intelligenz sortiert Kirschen nach Qualität

Die Künstliche Intelligenz kennt kein Pardon, wenn es um das perfekte Aussehen von Kevin Brändlins Kirschen geht. Rund eine halbe Million Euro hat der Obstbaumeister aus Efringen-Kirchen in seine neue KI-Sortiermaschine investiert. Nach eigener Aussagen ist er damit einer der Ersten in Deutschland.

In Efringen-Kirchen sortiert eine neue Maschine die Kirschen nun auch nach Qualität.

Kevin Brändlin ist Landwirt und setzt auf KI beim Sortieren seiner Kirschen.

Brändlins neue Maschine sortiert rund eine Tonne Kirschen pro Stunde und erkennt kleinste Fehler. Dafür macht sie mehr als 30 Fotos von jeder einzelnen Frucht. Die Infrarotkamera erkennt beispielsweise, ob die Kirsche weich ist und sortiert sie dann auch aus. "Das konnte man früher gar nicht sehen", sagt Kevin Brändlin.

Landwirt aus Efringen-Kirchen spart Lohnkosten mit KI

Auf maschinelle Sortierung hat Brändlin schon vor zehn Jahren umgestellt. Das Vorgängermodell konnte aber nur nach Größe und Farbe sortieren. Für den Qualitätscheck mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb noch jede einzelne Kirsche begutachten, und das bei 400 Tonnen pro Saison.

Mit der neuen Sortiermaschine kann Brändlin Personal einsparen. Früher benötigte er acht Mitarbeitende an der Sortiermaschine, heute sind es nur noch vier. "Halb so viele Leute, bei gleicher Leistung", sagt Brändlin. Das sei für ihn ein echter Vorteil, denn die Lohnkosten seien gestiegen und es sei immer schwieriger, die nötigen Saisonarbeitskräfte zu bekommen.

In Efringen-Kirchen sortiert eine neue Maschine die Kirschen nun auch nach Qualität.

Jede Kirsche wird fotografiert und das Bild landet im System.

Forscher: Menschliche Arbeitskräfte ermüden, die KI nicht

Der Wissenschaftler Anthony Stein sieht in der Landwirtschaft großes Potenzial für Künstliche Intelligenz. Er ist KI-Forscher im Bereich Agrartechnik an der Universität Hohenheim und weiß deshalb, dass KI in Sachen Bildanalyse schon seit Jahren "Bahnbrechendes" vollbringt. Deshalb wundert es ihn gar nicht, dass die Technik jetzt auch bei der Sortierung von Kirschen benutzt wird.

Das Potential von KI in der Agrartechnik ist riesig. Es gilt aber auch viel zu beachten. Anthony Stein, KI-Forscher, Universität Hohenheim

So eine Kirschensortiermaschine wie am Beispiel Efringen-Krichen könnte gegen den Fachkräftemangel helfen, sagt Stein. Denn die Technik arbeite im Gegensatz zum Menschen unabhängig von Tageszeiten und müsse sich nicht an Arbeitszeiten orientieren. Hinzu komme: Im Gegensatz zur menschlichen Arbeitskraft würde die KI nicht ermüden.

KI sei laut Wissenschaftler "datenhungrig"

Die KI-Sortiermaschine in Efringen-Kirchen basiert auf der Technologie des maschinellen Lernens, erklärt Anthony Stein. Solche Systeme werden mit Daten trainiert. Diese Daten müssen jedoch von menschlichen Experten bewertet und analysiert werden. "Und das ist fehleranfällig", schlussfolgert der KI-Forscher von der Universität Hohenheim. Wenn neue Daten nur im Labor und nicht in der Praxis erhoben werden, könnten weitere Fehler auftreten.

KI erleichtere auch das Pflücken der Kirschen

Mit der KI-Sortiermaschine sei das Kirschenpflücken auch ein bisschen weniger anstrengend geworden, sagt Kevin Brändlin. "Früher wurden die Kirschen immer schon am Baum sortiert und das kostete natürlich Zeit", sagt Brändlin. Jetzt müssten sie nur noch darauf schauen, ob die Kirschen reif sind. Denn "die Qualitätssortierung macht die KI für uns".

Sendung am Di., 10.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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