Das Audio-Unternehmen Beyerdynamic mit Sitz in Heilbronn wurde vom chinesischen Konzern Cosonic aufgekauft.

Baden-Württemberg Beyerdynamic verkauft - Chinesischer Konzern übernimmt deutsche Audiomarke

Stand: 12.06.2025 18:55 Uhr

Mit Mikrofonen, die schon die Beatles nutzten, wurde das Heilbronner Unternehmen Beyerdynamic bekannt. Nun übernimmt ein Konzern aus China. Die Belegschaft ist verunsichert.

Von SWR

Beyerdynamic ist für viele Heilbronner ein Aushängeschild. Seit über 75 Jahren entwickelt das Traditionsunternehmen Audio-Technik von Weltruf - direkt in der Innenstadt. Doch nun wurde es an den chinesischen Konzern Cosonic verkauft. Die Gewerkschaft IG Metall spricht von Verunsicherung in der Belegschaft.

Verkauf nach China für 122 Millionen Euro

Die IG Metall Heilbronn hat bestätigt: Beyerdynamic, bekannt für hochwertige Kopfhörer und Mikrofone, wird an das chinesische Unternehmen Cosonic verkauft. Der "Heilbronner Stimme" zufolge beträgt der Kaufpreis rund 122 Millionen Euro. Die Summe entspricht etwa dem 14-fachen des Nettogewinns von 2024 - ein hoher Preis, der laut Beyerdynamic-Geschäftsführer Andreas Rapp kein Zeichen für einen Notverkauf sei, sagte er der Zeitung. Auf SWR-Anfrage hat die Geschäftsführung bisher nicht reagiert.

Mitarbeitende bei Beyerdynamic sind verunsichert - sehen aber auch Chancen

Die rund 360 Beschäftigten in Heilbronn und Talheim (Kreis Heilbronn) wurden erst vergangene Woche über den Eigentümerwechsel informiert. Laut IG Metall herrscht große Unsicherheit. Die Sorge: Der neue Eigentümer könnte Produktion und Know-how nach China verlagern. Bei einer Mitarbeiterversammlung am Donnerstag im Heilbronner Gewerkschaftshaus haben sich Betriebsrat und Beschäftigte ausgetauscht.

Die Sorgen, die aus Belegschaft kommen sind (...): Was passiert mit uns, was wird hier in Heilbronn gemacht? Bleiben wir genauso bestehen, gelten für uns die Tarifverträge und gelten für uns die Betriebsvereinbarungen, was möchte der neue Eigentümer? Das sind die Unsicherheiten, die bei uns ankommen.
Johann Albach, Betriebsratsvorsitzender von Beyerdynamic

Andere Beschäftigte sehen auch eine Chance in der Übernahme - vor allem, wenn der neue Eigentümer wirklich investieren und die Firma weiterentwickeln will. "Erst war ich so ein bisschen geschockt, weil ich damit nicht gerechnet hatte, aber (...) das ist tatsächlich eine riesen Chance und ich bin tatsächlich motiviert, weiterhin mit dem Unternehmen die nächsten Schritte zu gehen und mich da positiv einzubringen. Aber die Vorgehensweise war ein bisschen holprig, wie man das jetzt kommuniziert hat." sagte ein Beyerdynamic-Mitarbeiter, der bei einer SWR-Umfrage anonym bleiben wollte.

IG Metall fordert klares Standortbekenntnis

Der Betriebsratsvorsitzende von Beyerdynamic, Johann Albach, kritisiert, dass der Betriebsrat erst kurz vor der offiziellen Mitarbeiterinfo vom Verkauf erfahren habe. Niklas Anner von der IG Metall fordert: "Wir wollen ein klares Bekenntnis zu Heilbronn und Talheim.", heißt es in dem Blatt.

Laut Medienberichten sollen alle Arbeitsverträge gültig bleiben, Cosonic habe besonderes Interesse am Standort Heilbronn, so Andreas Rapp. Entwicklung, Produktion und Logistik sollen in Deutschland bleiben. Cosonic, bislang eher als Auftragsfertiger bekannt, wolle gezielt das Qualitätslabel "Handmade in Heilbronn/Deutschland" nutzen, um sich als Marke in Europa zu etablieren. Die Marke Beyerdynamic soll als eigenständiges Unternehmen bestehen bleiben.

Audio-Weltmarke Beyerdynamic
1924 in Berlin gegründet, siedelte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Heilbronn über. Von dort aus wurden Mikrofone gefertigt, die unter anderem von den Beatles genutzt wurden. Heute zählt Beyerdynamic weltweit 375 Beschäftigte und erzielte 2024 einen Umsatz von 84,45 Millionen Euro.

Sendung am Do., 12.6.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg

Industrie in Heilbronn-Franken unter Druck