Der abnehmende Viertelmond ist hinter einem Kirchenkreuz zu sehen.

Evangelische Kirche Starker Anstieg bei Kirchenasyl-Nachfrage

Stand: 27.04.2025 15:47 Uhr

Offenbar suchen immer häufiger von Abschiebung bedrohte Asylbewerber den Schutz der Kirchen. Das deute sich schon nach den ersten drei Monaten des Jahres an, so die Evangelische Kirche. Und oft bleiben Betroffene schutzlos.

Die Nachfrage nach Kirchenasyl hat nach Einschätzung einzelner Flüchtlingsbeauftragter in den evangelischen Landeskirchen erheblich zugenommen - vor allem wegen wachsender Angst vor Abschiebung. Die Rückmeldung von Flüchtlingsbeauftragten und den zuständigen Ansprechpersonen für Kirchenasyl machten deutlich, dass die Zahl der Anfragen stark gestiegen sei, erklärte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf Anfrage der Tageszeitungen der Funke Mediengruppe. 

Keine zentrale Erfassung von Kirchenasylfällen

Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa erläuterte eine Sprecherin, die EKD führe keine zentrale Erfassung von Kirchenasylfällen. Auch über Anfragen in einzelnen Kirchengemeinden oder Kirchenkreisen lasse sich keine bundesweite Statistik führen. Die Einschätzungen beruhten auf punktuellen Rückmeldungen aus einzelnen Landeskirchen - insbesondere von Flüchtlingsbeauftragten und Ansprechpersonen für Kirchenasyl. 

"Nach deren Einschätzung ist die Zahl der Anfragen im Zuge eines gestiegenen Abschiebedrucks vielerorts deutlich angestiegen, teilweise haben sich die Anfragen mehr als vervierfacht", so die Sprecherin. "Zugleich wird berichtet, dass aufgrund der großen Nachfrage oft kein Kirchenasyl gefunden werden kann und Betroffene schutzlos bleiben." 

Wachsende Angst und Verunsicherung

Auch die Vorsitzende der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche, Dietlind Jochims, berichtet über eine wachsende Angst und Verunsicherung bei Menschen mit ungesichertem Aufenthalt. Diese Angst führe auch zu einer stark steigenden Zahl von Anfragen nach kirchlichem Schutz, sagte Jochims den Funke-Zeitungen. 

Wie die Mediengruppe unter Berufung auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) berichtet, meldeten die evangelischen, katholischen und freien Gemeinden im ersten Quartal 2025 insgesamt 617 Fälle von Kirchenasyl. Im selben Zeitraum 2024 waren es demnach 604 Fälle. 2024 seien es insgesamt 2.386 Fälle gewesen.

Für das Kirchenasyl gibt es keine gesetzliche Grundlage. Es ist ein vom Staat aufgrund christlich-humanitärer Traditionen geduldetes Sonderprivileg, um geflüchtete Menschen in Härtefallkonstellationen zeitweise vor Abschiebungen zu bewahren. Ziel ist, eine neue Prüfung des jeweiligen Falls durch die Ausländerbehörden zu erreichen und Zeit für die Ausschöpfung rechtlicher Mittel zu gewinnen. Immer wieder hatte es auch Kritik am Kirchenasyl gegeben, vor allem von Seiten der Innenbehörden. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. April 2025 um 16:55 Uhr.