
Studie zur Glaubwürdigkeit Welchen Medien die Deutschen vertrauen
Das Vertrauen in Medien ist in Deutschland wieder gewachsen. Eine repräsentative Studie zeigt jetzt auch: Junge Menschen schätzen soziale Medien überwiegend als nicht ausgewogen ein, wählen sie aber als Hauptinformationsquelle.
83 Prozent der Deutschen bewerten die Qualität des Informationsangebots der Medien in Deutschland als gut oder sehr gut. Das zeigt eine repräsentative Befragung, die Infratest dimap im Auftrag des WDR durchgeführt hat. Seit November 2015 war es die siebte umfassende Befragung in der Reihe.
61 Prozent der Deutschen halten die Informationen durch Medien in Deutschland für glaubwürdig - eine Steigerung um fünf Prozentpunkte gegenüber der letzten Erhebung im Oktober und November 2023. Besonders gut schneiden dabei öffentlich-rechtliche Angebote und Tageszeitungen ab.
Für unverzichtbar halten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk 67 Prozent der Befragten (plus drei Prozentpunkte) - mit starken Mehrheiten über fast alle Parteilager hinweg. Einzig bei den Anhängern der AfD sind die Mehrheitsverhältnisse umgekehrt: Jeder Fünfte hält die Öffentlich-Rechtlichen für unverzichtbar, während 68 Prozent sagen, sie seien verzichtbar.
Zuspruch im Westen, Skepsis im Osten
Das Vertrauen in Institutionen und Medien in Deutschland insgesamt war in den vergangenen Jahren schwankend - nun ist es wieder gestiegen. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Institution schenken mehr als die Hälfte der Deutschen Vertrauen (55 Prozent, plus zwei Prozentpunkte).
Mit Blick auf Ost und West zeigt sich allerdings ein differenzierteres Bild: In Westdeutschland geben 58 Prozent der Befragten an, in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk großes oder sehr großes Vertrauen zu haben. In Ostdeutschland überwiegt die Skepsis. Hier sagen 41 Prozent, dass sie den Öffentlich-Rechtlichen vertrauen. 54 Prozent tun das nach eigenen Angaben nicht.
Bei der letzten Befragung gab es für Institutionen und Medien deutliche Einbußen. Nun können Bundesverfassungsgericht (70 Prozent) und private Rundfunksender (26 Prozent) jeweils ein Plus von vier Prozentpunkten in Sachen Vertrauen verzeichnen. Bundestag (37 Prozent), Bundesregierung (29 Prozent) und politische Parteien (20 Prozent) konnten jeweils um zwei Prozentpunkte zulegen, wobei sie trotzdem auf den hinteren Plätzen landen. Aber auch hier sind die Vertrauenswerte im Osten größtenteils niedriger als im Westen.
Vertrauen in Medien als "großes gesellschaftliches Kapital"
"Das Vertrauen in Medien in der Bundesrepublik ist beachtlich, gerade im internationalen Vergleich. Wichtige Säule des Vertrauens ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Wir haben damit ein großes gesellschaftliches Kapital, um das uns andere Länder beneiden", analysiert WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn. "Wir müssen aber zugleich sehr ernst nehmen, dass Menschen, die radikale und extreme Parteien wählen, uns und unsere Arbeit seit einigen Jahren zunehmend kritisch sehen."
So vertraut nur jeder zehnte AfD-Anhänger dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bei den BSW-Anhängern ist es jeder sechste. Zum Vergleich: Bei Anhängern der Grünen sind es 92 Prozent, bei CDU/CSU 78, bei der SPD 76 und bei der Linken 68 Prozent.
Stark bewertet und außerordentlich gefragt ist die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bei der Berichterstattung über aktuelle Krisen und rund um die Bundestagswahl. Jeweils gut zwei Drittel halten diese für gut oder sehr gut. Bei beiden Themenfeldern sehen sowohl AfD- als auch BSW-Anhänger das öffentlich-rechtliche Fernsehen überwiegend kritisch, wenn auch auf geringerem Niveau als bei anderen Fragen.
Junge Menschen vertrauen ihrer Hauptinformationsquelle nicht
Auffällig: Nicht nur mit Blick auf Krisen und Wahl, auch bei Fragen der Glaubwürdigkeit oder Ausgewogenheit landet die Plattform TikTok in der Befragung durchgängig auf dem letzten Platz. Und auch die anderen sozialen Medien werden mehrheitlich für eher oder gar nicht glaubwürdig gehalten.
Das gilt auch bei den 18- bis 34-Jährigen. Dabei gibt diese Gruppe zugleich soziale Medien als ihre Hauptinformationsquelle zum politischen Geschehen an. Auch Jüngere vertrauen vor allem öffentlich-rechtlichen Angeboten und Tageszeitungen.
Mit Zweifelnden auseinandersetzen
Die insgesamt guten Werte seien aber kein Grund, sich zurückzulehnen, so Jörg Schönenborn: "Wir müssen uns vor allem mit jenem Drittel der Gesellschaft auseinandersetzen, das uns zwar auch häufig nutzt, aber nicht für glaubwürdig oder ausgewogen hält. Denn die Polarisierung der politischen Landschaft darf nicht zu einer Spaltung unserer Öffentlichkeit führen. Dann wäre unser demokratischer Konsens gefährdet."
Insgesamt sagen zwar weniger Befragte als bei der letzten Erhebung im Jahr 2023 (40 Prozent, minus zwei Prozentpunkte), dass deutschen Medien von der Regierung vorgegeben werde, worüber sie berichten sollen. Aber von denen, die das glauben, gibt mittlerweile mehr als die Hälfte an, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei besonders betroffen (56 Prozent, plus 14 Prozentpunkte).