Ein Waldbrand in der Provinz Manitoba, fotografiert von einem Flugzeug aus

Evakuierung in Provinz Manitoba Tausende müssen vor Waldbränden in Kanada fliehen

Stand: 29.05.2025 10:08 Uhr

Schwere Waldbrände bedrohen Ortschaften in Zentral- und Westkanada. Mehr als 17.000 Menschen müssen ihr Zuhause verlassen. Die Provinz Manitoba rief den Notstand aus, Premierminister Carney schickt das Militär zur Unterstützung.

Wegen heftiger Waldbrände sind im Zentrum Kanadas mehr als 17.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Es handele sich um die größte Evakuierungsaktion in der Provinz Manitoba seit Menschengedenken, sagte Manitobas Premierminister Wab Kinew auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend (Ortszeit).

Für die gesamte Provinz sei der Notstand ausgerufen worden, teilte die Regierung mit. Dieser gelte 30 Tage, könne aber bei Bedarf verlängert werden. Die Notstandserklärung hilft den Behörden, Evakuierte sicher zu transportieren und Unterkünfte bereitzustellen.

Er habe Premierminister Mark Carney gebeten, das kanadische Militär zur Unterstützung bei den Evakuierungen und der Brandbekämpfung anzuweisen. Es würden unverzüglich Armeeflugzeuge eingesetzt, um die Menschen aus den gefährdeten, abgelegenen Orten im Norden in Sicherheit zu bringen. Auch würden zusätzliche Mittel zur Brandbekämpfung freigegeben.

Karte: Manitoba, Kanada

Den Behörden zufolge lodern derzeit 22 aktive Waldbrände in der Provinz Manitoba.

"Zeit der Angst und Unsicherheit"

Besonders betroffen von den Flammen ist demnach die 5.000-Einwohner-Stadt Flin Flon, fast 643 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Winnipeg. Die Bewohner wurden aufgefordert, mit dem Nötigsten nach Süden zu fliehen und zu versuchen, bis Mitternacht aus der Stadt zu sein. Die Stadt hatte bereits begonnen, besonders gefährdete Krankenhauspatienten zu entsenden.

Das außer Kontrolle geratene Feuer befand sich zwei Kilometer von Flin Flon entfernt und hatte laut dem jüngsten Brandbulletin der Provinz am Mittwochnachmittag eine Fläche von etwa 20.000 Hektar.

"Wenn Sie in Flin Flon sind, fahren Sie bitte nach Winnipeg. Wenn Sie in Pimicikamak oder Pukatawagan sind, folgen Sie den Anweisungen Ihrer lokalen Behörden", erklärte Kinew. "Dies ist eine Zeit der Angst und Unsicherheit. Dies ist eine Zeit der Sorge. Aber ich möchte Ihnen sagen, dass Ihre Mitbürger in Manitoba Sie willkommen heißen werden. Wir werden diese schwierige Zeit überstehen, und zwar so, wie wir es immer tun: indem wir zusammenarbeiten."

Wab Kinew spricht mit Vertretern indigener Gruppen

Der Regierungschef von Manitoba, Wab Kinew, rief die Bürger der Provinz zum Zusammenhalt auf.

Notunterkünfte in Winnipeg eingerichtet

Auch die Bewohner mehrerer anderer abgelegener Städte und indigener Gemeinden wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Manitoba Keewatinowi Okimakanak, eine Interessenvertretung der First Nations in Nord-Manitoba, teilte mit, der Flughafen in Pimicikamak sei wegen des nahegelegenen Waldbrands nicht mehr in Betrieb und die Gemeinde könne die Hauptstraße nicht erreichen.

Etwa 1.000 indigene Einwohner Manitobas sowie 4.000 Menschen aus dem nördlichen Dorf Pelican Narrows und weiteren Ortschaften in Manitobas Nachbarprovinz Saskatchewan waren bereits Anfang der Woche evakuiert worden. 

Es wird erwartet, dass die meisten der Evakuierten in Manitobas Hauptstadt Winnipeg gebracht werden. Es würden nun Notunterkünfte für die vielen Evakuierten eingerichtet, unter anderem in Arenen und Gemeindezentren, sagte Kinew. Wenn möglich sollten die Menschen aber versuchen, bei Freunden und Familie unterzukommen, bevor sie diese Zentren aufsuchen.

An Unternehmen und Gemeinden in der ganzen Provinz appellierte er, "ihre Türen für die vertriebenen Bewohner zu öffnen". Evakuierte werden gebeten, sich beim Kanadischen Roten Kreuz zu registrieren, um Informationen zur Nothilfe zu erhalten.

Deutlich mehr Waldbrände als im Durchschnitt

Das Feuer brach am Montag nördlich im benachbarten Saskatchewan aus und hat sich explosionsartig ausgeweitet. Die Einsatzkräfte hatten anfangs Mühe, das Feuer einzudämmen, da Löschflugzeuge wegen einer in der Nähe fliegenden Drohne am Boden bleiben mussten.

Kinew zufolge wurden bislang 22 aktive Waldbrände in der Provinz gezählt. Erstmals loderten Feuer nicht nur in einer Region, sondern in allen Regionen von Manitoba. Aus seiner Sicht ist dies "ein Zeichen für den Klimawandel, an den wir uns anpassen müssen".

Manitoba verzeichne in diesem Jahr aufgrund anhaltender Trockenheit und ungewöhnlich hoher Temperaturen bisher landesweit die höchste Feueraktivität, sagte Kirstin Hayward von der Waldbrandbehörde. In diesem Jahr zählten die Behörden dort bisher 102 Brände, was deutlich über dem lokalen Durchschnitt von 77 liegt. Mitte Mai waren in der Provinz zwei Menschen ums Leben gekommen, nachdem sie in einem großen Waldbrand nordöstlich von Winnipeg eingeschlossen wurden.

Schlimmste Waldbrandsaison vor zwei Jahren

In ganz Kanada wüten derzeit 134 aktive Brände. Auch British Columbia, Alberta, Saskatchewan und Ontario sind stark betroffen. Die Hälfte der Brände sind den Behörden zufolge außer Kontrolle. In der Provinz Alberta führten Waldbrände zu einer vorübergehenden Einstellung einiger Öl- und Gasproduktionen und zwangen die Bewohner mindestens einer Kleinstadt zur Evakuierung.

Die kanadische Waldbrandsaison dauert von Mai bis September. Die schlimmste Waldbrandsaison aller Zeiten fand 2023 statt. Monatelang war weite Teile Nordamerikas von gefährlichem Rauch erfüllt. Mehr als 15 Millionen Hektar Land verbrannten, acht Feuerwehrleute kamen ums Leben, 230.000 Menschen wurden evakuiert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. Mai 2025 um 09:00 Uhr.