
Unglück an der Brooklyn Bridge Antriebsprobleme und Schlepper im Fokus
Am Wochenende rammte ein mexikanisches Segelschulschiff die Brooklyn Bridge in New York. Zwei Menschen starben, nun ermitteln die Behörden. Der Grund für das Unglück könnten Antriebsprobleme und ein verspäteter Schlepper sein.
Das Unglücksschiff "Cuauhtémoc" war der ganze Stolz der mexikanischen Marine. Mit einer riesigen mexikanischen Flagge am Heck und zahlreichen Kadetten hoch oben in den Masten sollte es den Hafen von New York verlassen und über den Atlantik nach Island segeln.
Stattdessen liegt das Segelschulschiff nun mit drei abgeknickten Masten und zerfledderten Segeln an Pier 36, am Manhattan-Ufer des East River, schräg gegenüber der Unglücksstelle unter der Brooklyn Bridge. Den ganzen Tag über kommen New Yorker und Touristen vorbei, um sich das Unglücksschiff anzuschauen oder um Blumen abzulegen.
"Wie in einem Katastrophenfilm"
Auch die junge Deutsche Nina Spindler war am Samstagabend Augenzeugin des Unglücks. "Wir haben die ganzen Videos gesehen. Wir wollten das nicht filmen und haben auch keine Fotos gemacht in dem Moment, weil wir selber unter Schock standen."
Ein weiterer Augenzeuge ist gekommen. Luis Bernardo Castro, Leutnant der kolumbianischen Marine im Ruhestand. Er wollte am Samstagabend den feierlichen Abschied des Segelschulschiffs miterleben. Als die Masten des Schiffs unter der Brooklyn Bridge wie Zweige wegknickten und die jungen Kadetten um ihr Leben fürchten mussten, blieb ihm das Herz stehen. "Mir ist zum Heulen zumute. Ich selbst war auf einem solchen Schiff. Ich weiß, wie sich das an Bord angefühlt haben muss. Fürchterlich!"
Zwei Menschen starben
Einige der jungen Kadetten hatten sich an Segel und Sicherheitsleinen geklammert, um nicht in die Tiefe zu stürzen: "Es war schrecklich", sagt Avi Bortneck, der das Unglück aus nächster Nähe verfolgte, "wie in einem Katastrophenfilm".
Eine 20-jährige angehende Ingenieurin und ein junger Kadett starben an den Folgen ihrer schweren Verletzungen. Die große Mehrheit der 277 Menschen an Bord ist mittlerweile wieder in Mexiko.

Bei der Kollision mit der Brooklyn Bridge knickten die Masten der "Cuauhtémoc" wie Streichhölzer um.
Ausgefallene Antriebskraft als mögliche Ursache
Wie es zu dem Schiffsunglück kommen konnte, ermittelt nun die Nationale Verkehrssicherheitsbehörde. Im Fokus stehen drei Bereiche, sagte Behördensprecher Michael Graham: "Erstens, wie sich die Crew verhalten hat. Dann das Schiff und sein Zustand. Und schließlich die äußeren Einflüsse wie Wetter, Wind, Strömung und die Gezeiten."
Innerhalb der kommenden 30 Tage sollen erste Untersuchungsergebnisse vorliegen. Doch schon jetzt gibt es Hinweise auf mögliche Unglücksursachen. Mechanische Probleme könnten zum Ausfall der Antriebskraft geführt haben. Anstatt nach Süden Richtung Atlantik zu steuern, trieb das Schiff im Rückwärtsgang den East River hinauf Richtung Brooklyn Bridge.
Erschwerend hinzu kamen möglicherweise die Gezeiten. Zur Unglückszeit drückte die Flut das Meer den East River hoch.
Welche Rolle spielte der Schlepper?
Auch das erst späte Eingreifen des Schleppers wird untersucht. Zwar wurde das Segelschiff erfolgreich angeschoben. Doch als es dann immer schneller auf die Brooklyn Bridge zutrieb, konnte der Schlepper das Segelschiff nicht mehr überholen, um es abzubremsen. Vom Auslaufen des Schiffs bis zum Crash in die Brooklyn Bridge vergingen nur fünf Minuten.
Die einzig gute Nachricht: Die 142 Jahre alte Brooklyn Bridge hat den Crash problemlos überstanden. Drohnenaufnahmen der New Yorker Feuerwehr zeigen keine ernsten Schäden. Die Hängebrücke über dem East River wurde vom deutschen Einwanderer John August Roebling aus dem thüringischen Mühlhausen erbaut, um die Stadtteile Brooklyn und Manhattan zu verbinden.