
Reaktionen in Südafrika Lob für Ramaphosas Ruhe - aber auch Kritik
US-Präsident Trump hat seinen Gast aus Südafrika im Weißen Haus mit Vorwürfen überzogen. Wie hat sich das "Team Südafrika" in Washington geschlagen? Darüber gehen die Meinungen am Kap weit auseinander.
Am Tag danach ist in Südafrika vor allem Erleichterung zu spüren. Die Eiszeit im Verhältnis zu den USA könnte schon bald durch Tauwetter abgelöst werden - das hoffen zumindest viele Kommentatoren und Analysten.
Dass Donald Trump seinen Gast in aller Öffentlichkeit mit falschen Behauptungen über einen angeblichen Völkermord konfrontiert und dazu ein minutenlanges Video zeigen lässt, in dem unter anderem südafrikanische Oppositionspolitiker die weiße Minderheit verbal attackieren, sei wohl eher für die Galerie gedacht gewesen, für Trumps rechtspopulistische Wählerschaft.
Die Stimmung beim anschließenden Treffen hinter verschlossen Türen scheint dann eine ganz andere gewesen zu sein. Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa zeigt sich jedenfalls hochzufrieden. Die Verhandlungen seien gut gelaufen.
"Es wird weitere Gespräche geben zwischen Südafrika und den USA, vor allem in den Bereichen Handel und Industrie", sagte Ramaphosa. "Da geht es auch um Investitionen, über die in den Vereinigten Staaten jetzt nachgedacht wird. Ich bin hocherfreut, dass wir im Gespräch bleiben."
"Seine emotionale Intelligenz hat den Tag gerettet"
Das "Team Südafrika" hat sich insgesamt sehr achtbar geschlagen, sagte der Außenpolitik-Experte Phazha Jimmy Ngandwe. Er lobte in einem Gespräch mit dem Nachrichtenkanal eNCA vor allem, dass Ramaphosa ruhig geblieben und nicht auf Trumps Provokationen eingegangen ist.
"Einen Hinterhalt würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen. Als die südafrikanische Delegation abgeflogen ist, wird sie schon gewusst haben, was ihr bevorsteht", sagte Ngandwe. "Aber Hut ab vor Cyril Ramaphosa. Seine emotionale Intelligenz hat den Tag gerettet. Sonst hätten wir eine Wiederholung von dem gesehen, was Präsident Selenskyj im Weißen Haus passiert ist."
Auch der Politologe Chris Landsberg, Professor an der Universität Johannesburg, findet, dass Ramaphosa gut vorbereitet war und genau weiß, dass Politik für Donald Trump in erster Linie eine persönliche Sache ist. "Aus einer diplomatischen Perspektive war die Reaktion unseres Präsidenten sehr bezeichnend. Er hat nämlich Trump immer wieder gedankt. Angefangen bei den US-Hilfen für Südafrika während der Covid-Pandemie. Also etwas, das Trump selbst getan hat."
Opposition kritisiert Treffen als "belanglos"
Kritik kommt dagegen von der Opposition. Julius Malema, der Chef der linksradikalen EFF, der mit dem umstrittenen Anti-Apartheid-Lied "Kill the Boer, kill the Farmer", "tötet den Buren, tötet den Farmer", in den USA zu zweifelhafter Prominenz gelangt ist, spricht von einem belanglosen Treffen älterer Männer in Washington, die nicht anderes zu tun hätten, als über ihn zu lästern.
Und Nhlamulo Ndhlela, der Sprecher der ebenfalls äußerst linken Jacob-Zuma-Partei MK, hält es für entlarvend, dass Präsident Ramaphosa reiche weiße Männer wie den Unternehmer Johan Rupert oder den Golfer Ernie Els ins Weiße Haus mitgenommen hat.
"Denen geht es nur darum, den Status quo im Land zu bewahren und dafür zu sorgen, dass auch weiterhin eine Minderheit die größten Vorteile hat", sagte Ndhlela. "Sie wollen die Geschichte ausradieren, die uns aber erst in die Lage gebracht hat, in der wir jetzt stecken. Wenn es hier jemals einen Völkermord gab, über den man reden sollte, dann war das die Apartheid."
Thinktank sieht Weckruf für ANC-Regierung
Das Institute of Race Relations, eine eher wirtschaftsnahe Denkfabrik, hält die Trump-Kritik an Südafrika zwar für extrem und überzogen, sieht darin aber gleichzeitig einen Weckruf für die ANC-geführte Regierung. Vor allem sollten jetzt die Eigentumsrechte gestärkt und das Wirtschaftswachstum in den Mittelpunkt gestellt werden, anstatt weiterhin bestimmte Volksgruppen per Gesetz zu bevorzugen.
Ob die Washington-Reise von Ramaphosa und Co. tatsächlich einen Neustart der Beziehungen zwischen den USA und Südafrika bedeutet, muss sich erst noch zeigen.
Immerhin: Dass Donald Trump seine Teilnahme am G20-Gipfel Ende des Jahres in Johannesburg nicht mehr ausdrücklich ausschließt, könnte ein gutes Zeichen sein, sagte Scott Firsing vom Institut für gobalen Dialog in Pretoria: "Er hat nicht Nein gesagt, sondern dass es wichtig ist, dass die USA bei den G20 und den G7 eine führende Rolle spielen. Ich hoffe deshalb, dass Donald Trump im November in Südafrika dabei sein wird."